Heinrich VI.
1265/73 - 02.04.1335

Herzog von Kärnten (1295-1335), Graf von Tirol (1295-1335), König von Böhmen und Polen (1306-1310)
Begraben: Kloster Stams in Tirol

Sohn des Herzogs Meinhard II. von Görz-Tirol und der Elisabeth von Bayern, Tochter von Herzog Otto II.

Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2070
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Heinrich VI., Herzog von Kärnten, Graf von TirolL seit 1295
---------------- König von Böhmen und Polen 1307-1310
* um 1270, + 2. April 1335
Schloss Tirol

Begraben: Kloster Stams in Tirol

Eltern: Meinhard II. (IV.) von Görz-Tirol und Elisabeth von Bayern, Witwe König KONRADS IV.

oo Anna, älteste Schwester König Wenzels III. von Böhmen

Erb-Tochter:
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Margarethe "Maultasch"

Nach dem Tode des Vaters übernahm Heinrich VI. gemeinsam mit seinen Brüdern Otto und Ludwig die Regierung in Kärnten und Tirol. Er unterstützte zunächst seinen Schwager ALBRECHT I. im Kampf gegen König ADOLF von Nassau (Schlacht bei Göllheim 1298) sowie im Krieg gegen die rheinischen Kurfürsten und empfing von diesem gemeinsam mit seinem Brüdern die von ADOLF verweigerten Reichslehen. Aufgrund seiner Erbansprüche, die er durch seine Vermählung erworben hatte, wurde er nach der Ermordung Wenzels (1306) und dem Tode seines Neffen Rudolf (1307), dem sein Vater König ALBRECHT Böhmen als erledigtes Reichslehen zugesprochen hatte, gegen den Widerstand der HABSBURGER am 15. August 1307 zum König von Böhmen gewählt, wo seine Herrschaft nach der Ermordung ALBRECHTS I. (1308) gesichert schien. Doch besetzte Johann, der Sohn HEINRICHS VII., im Herbst 1310 das Land und verdrängte Heinrichaus Prag, der sich, finanziell völlig erschöpft, in seine Erbländer zurückzog. Mit den HABSBURGERN, die von ihnen besetzte Gebiete in Kärnten räumten, kam es 1311 zu einem Ausgleich; hingegen misslang die endgültige Erwerbung der großen Besitzungen des Bistums Bamberg in Kärnten (Villach, Kanaltal, Lavanttal), die 1311 an Heinrich verpfändet wurden. In Tirol nahm Heinrichdie Herrschaft Taufers im Pustertal in Besitz und erreichte die Zurückdrängung der Lehenshoheit der Bischöfe von Trient und Brixen über große Teile des Landes. Im deutschen Thronstreit stimmte Heinrich VI.1314 als "König von Böhmen" für FRIEDRICH DEN SCHÖNEN und unterstützte die HABSBURGER im Kampf gegen LUDWIG DEN BAYERN. Nach der Schlacht bei Mühldorf (1322), an der er nicht teilnahm, konnte Heinrich 1325 einen Ausgleich zwischen den beiden Königen vermitteln. Treviso und Padua, die Heinrich VI.als Reichsvikar 1325 eroberte, verlor er 1329 wieder an Cangrande I. della Scala. LUDWIG DER BAYER erteilteHeinrich 1330 das Privileg, dass ihm die Töchter in den Reichslehen nachfolgen sollten, widerrief es aber insgeheim kurz darauf. Die Ansprüche auf Böhmen wurden bei der Vereinbarung der Ehe zwischen Johann Heinrich, dem Sohn König Johanns von Böhmen, und HeinrichsTochter Margarethe gegen eine hohe Abfindung aufgegeben. Nach dem Tode Heinrichs konnten dieHABSBURGER das ihnen in einem Geheimvertrag 1330 von LUDWIG DEM BAYERN zugesicherte Herzogtum Kärnten in Besitz nehmen. Tirol dagegen, das sich LUDWIG mit den HABSBURGERN teilen wollte, blieb nach dem einmütigen Willen der Stände Heinrichs Tochter erhalten.

Quellen:
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Mon. hist. ducatus Carinthiae X, ed. H. Wiessner, 1969

Literatur:
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A. v. Jaksch, Gesch. Kärntens, II, 1929, 145-237 - J. Riedmann, Die Beziehungen der Gf.en und Landesfs.en v. Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, SÖA.PHH 307, 1977 - C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens, I, 1984, 368-397 - J. Riedmann, SpätMA (Gesch. des Landes Tirol I, 1985), 410-419.
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Heinrich VI. von Kärnten folgte 1295 seinem Vater und wurde von König ADOLF nicht anerkannt und 1297 geächtet. Er half dem Schwager ALBRECHT I. und machte 1298 die Schlacht bei Göllheim mit. Er wurde nach dem Erlöschen der PRZEMYSLIDEN 1306 vom böhmischen Adel gewählt, musste aber Rudolf III. von Habsburg weichen. Nach dessen Tode folgte er erneut, setzte sich gegen Rudolfs Bruder FRIEDRICH durch, wurde von ALBRECHT I. geächtet und päpstlich gebannt und verbündete sich mit Bayern, Meißen und Württemberg. Er verlor Mähren an die HABSBURGER, die auch Kärnten und Tirol heimsuchten. Von ALBRECHTS Nachfolger Kaiser HEINRICH VII. 1308 vorläufig anerkannt, wurde er zu Gunsten von dessen Sohn Johann, seinem Schwager, 1310 endgültig verjagt. Heinrich behielt den Königstitel bei, beanspruchte weiterhin die böhmische Kurstimme und wählte mit dieser 1314 FRIEDRICH von Habsburg mit zum deutschen König gegen LUDWIG IV. DEN BAYERN. Er blieb ohne Macht in Böhmen, wurde dort nie heimisch und schloss 1324 endgültig Frieden mit den LUXEMBURGERN. Er söhnte sich 1324 mit dem Haus HABSBURG aus. Er stritt viel mit den Bischöfen und Patriarchen von Aquileia, war 1321-29/31 Herr von Padua, Vikar von Istrien und Friaul. Er war ein behäbiger Bonivant, zügelloser Galan und Nimrod und vöölig verschuldet. Er musste die Pfandherrschaft Krain an HABSBURG zurückgeben, wurde 1323 Vormund in Görz und behauptete die Lehen von Aquileia.



13.2.1306
1. oo Anna von Böhmen, Tochter des Königs Wenzel II.
15.10.1290-3.9.1313

Ersterbin von Böhmen

15.9.1315
2. oo Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, Tochter des Herzogs Heinrich I.
1285-18.8.1320

8.6.1328
3. oo Beatrix von Savoyen, Tochter des Grafen Amadeus V.
1310-9.(20.)12.1331




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