Hubert Heger

wurde am 3. September 1923 in Deutsch Bielau geboren. Hubert Heger war ein Naturtalent. Seine Eltern lebten als Arbeiter in bescheidenen Verhältnissen. Die Kindheit verlief äusserlich arm, innerlich aber reich. Er hatte zwei Geschwister, mit denen er sich gut verstand.
Als Kind hat Hubert Heger gern gebastelt und gemalt, seine zeichnerische Begabung fiel schon seinem Lehrer und den Mitschülern auf. Sehr oft warf er einem Mädchen oder Knaben eine Vorlage mit ein paar Strichen auf das Papier.
Den Eltern fehlten aber die Mittel zum Studieren und so kam Hubert in die Lehre zu einem Dekorationsmaler. Er hat die Lehre aber nicht vollendet, weil der Krieg ausbrach. Er wurde Soldat und kam nach Afrika, wo er in Gefangenschaft geriet und in der Wüste hinter Stacheldraht gebracht wurde. Viereinhalb Jahre war er hier in Sand und Sonne. Er wollte die Flucht wagen, aber der Versuch mißglückte kurz vor dem Gelingen, als ihn, schon in Sichtweite von Alexandrien, englische Panzer stellten und unsanft in das bei Ismailia in der Wüste gelegene Lager zurückbrachten. In der Zwischenzeit hatte er erfahren, was in und mit der Heimat geschehen war, daß es seine Eltern nach Zeitz verschlagen hatte.
Am 3. September 1948, es war sein 25. Geburtstag, entstieg er in Zeitz dem Zug. Hier fand er seine Eltern wieder. Die Stadt war ihm fremd, seine Heimat lag irgendwo hinter den Bergen.
Krieg und Gefangenschaft hatten ihm Jahre der Entwicklung und Jugend gestohlen. Er hat bei einer Firma Werbetexte gemalt. Später heiratete er die Inhaberin der Firma und gemeinsam bauten sie eine gemeinsame Existenz auf.
Heger wollte noch viel lernen, er bezog die Hochschule für Grafik in Leipzig. Weil er für Frau und Kind zu sorgen hatte, mußte die eigene künstlerliche Ausbildung immer wieder hintangesetzt werden. Die Folgen von Krieg und Gefangenschaft äußerten sich in einem labilen Gesundheitszustand.
Er kam an die Schule zu einem Zeitpunkt, als in der DDR die Verwirrung in künstler-rischen Fragen im Zenit stand. Er war kein fertiger Künstler und die Arbeits- und Lebensbedingungen waren hart.
Er hätte es einfacher machen und nur den täglichen Anforderungen der Schaufensterdekoration und Werbetechnik genügen können. Aber Gott hatte ihm ein Talent in die Wiege gelegt, es war an ihm, es zur Entfaltung zu bringen.
Er sah seine Aufgabe nicht darin, die Zeiger der Weltuhr zurück oder vorwärts zu drehen. Zu malen galt es und für die Familie zu sorgen.
Es entstanden mit großem Geschick und mit viel Einfühlungsgabe gemalte Porträts und Landschaften. Heger versucht sich in vielen Technikern.
Es geht ihm um das Ganze, nicht nur um einen Blickfang im Vordergrund. Licht und Schatten sind ebenso wichtig wie Ruhe und Bewegung. Er ist Realist, bei allem freiem Umgang mit den malerischen Mitteln. Eines seiner großen Vorbilder scheint Rembrandt gewesen zu sein. Es gibt ein Selbstbildnis von Heger, das ihn in der Kleidung des großen Malers zeigt. Der Akad. Maler Kurt Marholz sagt von Hubert Heger:
„Bei seiner Redlichkeit ist das Beste zuversichtlich zu erhoffen. Gerade die Arbeiten der letzten Zeit beweisen, was in ihm wirklich drinsteckt. Zum Beispiel eine feine Tonigkeit in seinen landschaftlichen Aquarellen, und dann ist in ihm vor allem ein frischer Blick für die Kinderwelt, ein Sinn für das Innige und für das Sinnige. Dinge, die seine Arbeit dort, wo das schwierig Handwerkliche gemeistert ist, sogleich liebenswert machen."
Heger ist ein Meister der Schrift, der Gebrauchsgrafik und ein ringender Künstler.
Aber davon allein kann er in der ihn umgebenden Gesellschaft, die kaum anderes als den
ständigen Kampf um das tägliche Brot kennt, nicht leben.
Heger wird für geringen Lohn stellvertretender Direktor des Museums in der Moritzburg in Zeitz. Er hatte sehr viel Arbeit und seine so spärliche Freizeit gehörte der Familie, der Malerei und dem Schreiben von Urkunden.
Unterstützt wurde er von seiner Frau Dorothea, die selbst eine vielseitige Kunstgewerblerin aus Beruf war. Unter ihren Händen entstanden tausende Näh- und Trachtenpuppen, sie stellte Wandbehänge mit originellen Märchenmotiven her, bemalte Porzellanteller, erfüllte Kundenwünsche bei der Bemalung von Bierkrügen, Holzlöffeln und Holzdosen. Aus verschiedenen Ledern entstanden geschmackvolle Gürtel, Schreibmappen, Halsschmuck und Kissen. Sie formte und brannte auch keramische Gegenstände.
Hubert Heger verstarb am 14. April 1987, viel zu jung, um seinen Lebensplan verwirklichen zu können. Viereinhalb Jahre war er linksseitig gelähmt gewesen, konnte nicht mehr gehen, keinen Pinsel mehr halten und hatte auf beiden Augen grünen Star.
Hubert Heger hing sehr an seiner Heimat, die er nicht mehr hatte besuchen können. Sie war sein Wurzelgrund. Die letzten Monate gab es für den Maler, der kaum mehr etwas sehen und tun konnte, nur die Schallplatten des Zyklus "Mein Vaterland" von dem in Leitomischl geborenen Friedrich Smetana, und daraus besonders wieder "Die Moldau". Wenn er mit geschlossenen Augen zuhörte, zogen mit den Bildern der Heimat wohl seine schwere Jugend und sein Leben an ihm vorbei.
Es leben noch Kinder und Enkelkinder des Malers.
1949 wurde die Tochter Friedrun geboren, sie ist Dipl. Grafikerin in Berlin. Sie illustriert auch Bücher.
1958 wurde der Sohn Albrecht geboren, er studierte in Dresden Bühnenmalerei.
Der 1956 geborene Sohn Andreas war auch ein begabter Maler, ist aber am 8. März 1985 tragisch gestorben.

Der Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Gesellschaft für

Deutsch-Tschechische Verständigung
Společnost Česko - Německého Porozumě
Svitavská 18
571 01 Moravská Třebova
Czech Republic


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