Zeittafel 
        (zur 
          Kurzübersicht der Herzöge 
          und Könige von Böhmen) 
        
           
            Um 
                400 
                vor Christus  | 
            Die 
              keltischen Boier wandern in den böhmisch-mährischen Raum 
              ein. | 
           
           
            |   Um 
                60 
                vor Christus  | 
            Die 
                Markomannen, ein Teilstamm der Elbgermanen (Sweben, 
                Sueben) drängen vom mittleren und oberen Main her nach Böhmen 
                ein, während der selben Zeit wandert der Teilstamm der Quaden 
                nach Mähren ein. 
              9 
                v. Chr. Germanisches Markomannenreich unter Marbod 
                in Böhmen 
              Markomannen, 
                lateinisch Marcomanni ['Bewohner einer Mark'], elbgermanischer 
                Stamm, erstmals 58 v. Chr. im Heer des Ariovist genannt, siedelte 
                zunächst im Maingebiet. Nach einer Niederlage gegen die Römer 
                unter Drusus (9 v. Chr.) und der Besetzung ihres Landes wurden 
                die Markomannen von König Marbod nach 
                Böhmen geführt, wo sie den Mittelpunkt eines mächtigen 
                Völkerbundes bildeten.  
                Viele Grabfunde in Böhmen (u. a. Fürstengräber) 
                belegen ihr hoch stehendes Kunsthandwerk, das weit nach Norden 
                wirkte. Bereits im 1. Jahrhundert sind wohl markomann. Stammesteile 
                nach Mähren abgewandert. Mit den verwandten Quaden 
                fielen die zwischen oberer Elbe und Donau wohnenden Markomannen 
                170 tief ins Römische Reich ein und verwickelten die Römer 
                in den Markomannenkriegen (166—180) 
                in schwere Kämpfe. Nach dem 4. Jahrhundert wurden sie kaum 
                noch genannt und gingen in den germanischen Stämmen Böhmens 
                auf, die eventuell den Kern der Baiern bildeten. 
                Andere Stammesteile siedelten sich — nach archäologischen 
                Zeugnissen — im 5. Jahrhundert im Rhein-Main-Gebiet an. 
                Literatur: 
                H. W. Böhme in: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 
                Mainz, Band 22 (1975). 
              Marbod, 
                lateinisch Marobodulus, König der Markomannen, † Ravenna 
                um 37 n. Chr.; stammte aus einem markomann. Fürstengeschlecht, 
                trat als junger Mann zeitweilig in römischem Kriegsdienste. 
                Um 9 v. Chr. führte er sein Volk aus dem Maingebiet nach 
                Böhmen und gründete hier eine Herrschaft, um die sich 
                zahlreiche andere Stämme gruppierten. Er unterstützte 
                den Cherusker Arminius nicht in dessen Kampf gegen Rom; dieser 
                griff ihn daraufhin 17 n. Chr. selbst an. Nachdem ihm Kaiser Tiberius 
                Hilfe verweigert und der abtrünnige gotische Adlige Catualda 
                seine Residenz erobert hatte (19 n. Chr.), brach Marbods Reich 
                zusammen. Er floh zu den Römern, die ihm Ravenna als Wohnsitz 
                zuwiesen. 
              Quaden, 
                lateinisch Quadi, elbgermanischer Stamm, der zuerst 21 n. Chr. 
                an der March bezeugt ist. Noch im 1. Jahrhundert dehnte sich das 
                quad. Siedlungsgebiet über Waag und Gran aus. Die nördlich 
                des Donaulimes lebenden Quaden gehörten zum Reich des Marbod, 
                standen vom 1. bis zum 3. Jahrhundert in einem Klientelverhältnis 
                zum Römischen Reich (u. a. bis 50 n. Chr. das Reich des quad. 
                Herrschers Vannius), beteiligten sich aber maßgeblich an 
                den Markomannenkriegen (166—180). Im 4. Jahrhundert wurden 
                Quaden und Sarmaten mehrfach von den Römern besiegt. Seit 
                Anfang des 5. Jahrhunderts schlossen sich Teile der Quaden den 
                Wanderungen anderer Germanenstämme an. Die letzten Quaden 
                zogen wohl mit den Langobarden im 6. Jahrhundert nach Italien. 
              Markomannenkriege, 
                die Kämpfe zwischen meist germanischen Stämmen nördlich 
                der mittleren Donau und dem Römischen Reich in den Jahren 
                166—180, die vermutlich durch soziale und wirtschaftliche 
                Veränderungen bei den Germanen ausgelöst wurden. Nach 
                einem abgewehrten Einfall von Langobarden und Obiern nach Pannonien 
                (166—167) erfolgte 170 ein verheerender Vorstoß der 
                Markomannen und Quaden bis Oberitalien. Die seit 172 massiv einsetzende 
                römische Offensive unter Kaiser Mark Aurel richtete sich 
                zuerst gegen diese grenznahen Stämme, dann auch gegen benachbarte 
                Burer und Sarmaten. Die wichtigsten Episoden der verlustreichen 
                Kämpfe, die von Mark Aurels Sohn und Nachfolger Commodus 
                beendet wurden, sind auf der Mark-Aurel-Säule in Rom dargestellt. 
                Als Folge der Markomannenkriege erhielten Regensburg und Albing 
                (später Enns-Lorch) je ein Legionslager. 
              Baiern, 
                Bajuwaren, lateinisch Baiovari|i, germanischer Stamm, der sich 
                im 5. und 6. Jahrhundert aus verschiedenen, nach Bayern eingewanderten 
                Bevölkerungsgruppen herausbildete. Während im 4. und 
                5. Jahrhundert angeworbene Elb-, später Ostgermanen als römische 
                Söldner in den raetischen Donaukastellen (u. a. Neuburg, 
                Günzburg) stationiert waren, ließen sich freie Elbgermanen 
                aus Böhmen (lateinisch Boiohaemum) in großer Zahl nördlich 
                der Donau nieder ('Friedenhain-Pøeštovice-Gruppe'). 
                Sie wurden gleichfalls seit dem frühen 5. Jahrhundert von 
                den Römern zum Dienst an der Grenze herangezogen. Nach der 
                Auflösung der römischen Militärorganisation 476 
                wanderten diese 'Boiovarii' nach Südbayern ein. Schon Mitte 
                des 5. Jahrhunderts besiedelten ® Alemannen das Donautal. 
                Unter Theoderich dem Großen, der als Nachfolger Roms Raetien 
                bis 536 beherrschte, nahm die alemannische Zuwanderung ins heutige 
                Südbayern stark zu. In fränkischer Zeit (nach 536) bildete 
                sich aus den bereits sesshaften elbgermanisch-böhmischen 
                und alemannischen sowie aus neu zugewanderten langobardischen 
                Bevölkerungsteilen der Baiernstamm (um 550 ersterwähnt), 
                wobei die ursprünglich aus Böhmen stammenden 'Boiovarii' 
                mit Schwerpunkt um Regensburg namengebend wurden. Reste einer 
                romanischen Vorbevölkerung hielten sich noch lange in den 
                Grenzkastellen und im Alpenvorland (Walchen-Namen).  
              Die 
                Baiern lebten in kleinen Weilern, aber auch in größeren 
                Dörfern (z. B. Kirchheim bei München) an den Rändern 
                der großen Flussauen. Im späten 6. Jahrhundert begann 
                ein stärkerer Landesausbau ('innere Kolonisation'), der bis 
                800 im Süden die Alpentäler und im Osten den Wienerwald 
                erreichte. Die Grenzen im Westen lagen am Lech, im Nordgau (Oberpfalz) 
                stießen sie an jene der Franken. Beziehungen der bajuwarischen 
                Stammesherzöge, der ® Agilolfinger (Mitte 6. Jahrhundert 
                bis 788), zum langobardischen Herrscherhaus Ende des 6. Jahrhunderts 
                brachten um 600 erste christliche Missionare aus Aquileja zu den 
                Baiern (Solnhofen); seit dem frühen 7. Jahrhundert setzte 
                die fränkische Mission ein; es entstanden kleine Holzkirchen 
                (Staubing, heute zu Kelheim; Herrsching), die als Eigenkirchen 
                einer nicht sehr zahlreichen adeligen Oberschicht gelten. In der 
                'Lex baiuvariorum' (6. Jahrhundert) werden die vornehmsten dieser 
                Adelsfamilien aufgeführt. 
              Die 
                ländlich-bäuerlichen Grundlagen der heutigen bairischen 
                Volkskultur sind noch erkennbar. In der Tracht mischen sich 'Älplerisches' 
                und 'Jagerisches' (Lodenjoppe, Lederhose, Hirschhornknöpfe 
                und Gamsbart des Mannes, Dirndl und Lodenkleidung der Frau). Im 
                vielfältigen Brauchtum zeugen u. a. Wallfahrtsritte (Leonhardi- 
                und Georgiritte) und die jährlichen Rennen, z. B. in Rottal, 
                für die Tradition in der Pferdezucht. Für die Volksmusik 
                ist das Jodeln und das mehrstimmige, oft improvisierte Singen 
                (Schnaderhüpferl) mit Zither- und Hackbrettbegleitung kennzeichnend. 
                Bandl-, Holzhacker- und Kronentanz sind neben dem Schuhplattler 
                berühmt. In zahlreichen ® Bauerntheatern lebt noch das 
                Volksschauspiel des Barock fort. In der Sachkultur äußert 
                sich die Lust an Form, Farbe und Dekor in der Fassaden-, Hinterglas- 
                und Möbelmalerei, im Schmuck besonders der Leitkühe 
                beim Almabtrieb, bei den Festwagen der Leonhardifahrten, in Festtrachten 
                und bei den 'Maibäumen'. 
               
                
  | 
           
           
            Um 
                406 nach Christus  | 
            Die 
                Quaden sind mit den Vandalen nach Westen gezogen, in Mähren 
                aber wurden die Langobarden ansässig, die später nach 
                Ungarn und 568 nach Italien (Lombardei) weiterwanderten.  | 
           
           
            6. 
                Jhdt. 
                nach 
                Christus   | 
            Rund 
                600 Jahre nachdem die Markomannen den böhmisch-mährischen 
                Raum besiedelt hatten, stoßt im Laufe des 6. Jhdt.von Osten 
                her ein weiteres Volk vor; die Awaren , 
                die sich auf eine ihnen tributpflichtige slawische Bevölkerung, 
                darunter der Stamm der Tschechen, stützten. Sie besetzen 
                Böhmen und Mähren. Im Jahre 592 stießen sie bei 
                Aguntum erstmals mit den Baiern unter Tassilo I. (592-610) zusammen. 
                 
               
                Trotz des sehr früh einsetzenden Einflusses der deutschen 
                Kultur konnten sich die Besonderheiten der tschechischen Volkskultur 
                erhalten. Seit der Gegenreformation sind sie überwiegend 
                katholisch. Besondere Volksgruppen sind die Hannaken in Mittelmähren, 
                die Horaken und Podhoraken in den östlichen Randgebieten 
                Mährens, die Choden in Südwestböhmen und die nach 
                ihrer Herkunft Walachen genannten Bewohner der Beskiden.  
              Awaren, 
                asiatisches Nomadenvolk, anthropologisch stark gemischt (mongolide 
                neben europiden Typen), dessen ursprünglichen Wohnsitze wohl 
                in Westturkestan gelegen haben. 552 n. Chr. von den Türken 
                bedrängt, wichen einzelne Stammesgruppen der Awaren nach 
                Westen aus und wurden 558 Foederaten von Byzanz. Unter ihnen waren 
                wohl auch Gruppen, die nur den Namen der gefürchteten Awaren 
                annahmen (Pseudawaren). 566 von den Langobarden unter Alboin zu 
                Hilfe gerufen, schlugen die Awaren unter Khagan (Khan) Bajan die 
                in Ungarn lebenden Gepiden entscheidend und ließen sich 
                im Karpatenbecken nieder. 568 wanderten daraufhin die Langobarden 
                nach Italien aus. Seitdem waren die Awaren für etwa 250 Jahre 
                Alleinherrscher in Pannonien. Die ständigen Kämpfe mit 
                Byzanz endeten 626 vor Konstantinopel mit einer Niederlage der 
                Awaren, von der sie sich nicht mehr erholten. Im späten 7. 
                Jahrhundert kam es zu weiteren Zuwanderungen aus Westasien. 791/803 
                wurde das Reich der Awaren von Karl dem Großen endgültig 
                vernichtet, und die Awaren gingen ethnisch in den sie umgebenden 
                Slawen und in den im 9. Jahrhundert zuwandernden Magyaren auf. 
                 
                Die zunächst nomadisch lebenden Awaren wurden in Pannonien 
                sesshafte Großviehzüchter, bei denen der Ackerbau aber 
                ständig an Bedeutung gewann. Kulturell standen sie unter 
                spürbarem byzantinischem Einfluss. Die mit Reflexbogen ( 
                Bogen), Reitersäbel und Stoßlanze bewaffneten Reiterkrieger 
                der Awaren galten lange Zeit als unbesiegbar. Sie vermittelten 
                den Europäern u. a. den Gebrauch des eisernen Steigbügels. 
               | 
           
           
            623-658  | 
             
              Im Jahre 626 schüttelten die Slawen unter ihrem fänkischen 
              König Samo die Herrschaft der Awaren ab. Nach dem Tod des Samo 
              665 mussten die slawischen Fürsten jedoch erneut den Awaren 
              Gefolgschaft leisten. | 
           
           
             | 
            Unter 
              Herzog Tassilo III. (740-794) erhoben sich die Bayern gemeinsam 
              mit den Kärntner Slawen erfolgreich gegen die Awaren. 
              Nach dem Sieg der Franken gegen die Awaren im Jahre 791 hatten die 
              Awaren ihre Rolle als politischer Machtfaktor in Mitteleuropa verloren. | 
           
           
            805  | 
            Herrschaft 
              Karls des Großen.  | 
           
           
            833 
                  | 
            Mojmir 
              I., Fürst der Mährer, begründet das Großmährische 
              Reich (907 untergegangen). | 
           
           
            863 
                  | 
            Die 
              Slawenapostel Kyrill und Method missionieren im böhmischen 
              Raum.  | 
           
           
             | 
            Die 
              Slawenapostel Kyrill und Method missionieren im böhmischen 
              Raum.  | 
           
           
            894  | 
            Zerfall 
              des Großmährischen Reiches nach dem Tode Svatopluks (894). 
              Das slowakische Gebiet kommt zu Ungarn. Przemysliden 
              (Premyslovci) auf dem Thron Böhmens (1306 im Mannesstamm erloschen). 
              Ein böhmischer Staat entsteht.  | 
           
           
            860-921  | 
            Ludmilla: 
              Heilige, Herzogin von Böhmen, geb. um 860, gest. 15.9. 921 
              auf Burg Tetin bei Beraun. Fest: 16.9. - Gemahlin des ersten christlichen 
              Přemysliden-Herzogs Boriwoj von Böhmen. Mit ihm zusammen 
              wurde sie von Methodios getauft. Sie hat sehr auf die Pflege des 
              christlichen Glaubens in der Herrscherfamilie gesehen. F. Seibt 
              hat sie daher genannt eine »Hüterin christlicher Tradition 
              in der Přemysliden-Famimlie«. (LThK2 Bd. VI, Sp. 1179). 
              Während der Regentschaft ihrer Schwiegertochter Drahomira übte 
              sie eine großen Einfluß aus auf den künftigen Fürsten 
              Wenzel. Drahomira und die heidnische Reaktion 
              im Lande veranlassten, daß Ludmilla auf ihrem Witwensitz Tetin 
              bei Beraun erdrosselt worden ist. Ihr Grab findet sich in der Georgskirche 
              zu Prag. In der Kunst wird sie dargestellt mit Schleier oder Strick 
              um den Hals. Auch eine Märtyrerpalme findet sich dann und wann 
              in ihrer Hand. Sie gilt auch als Patronin der Erzieher und Mütter. | 
           
           
             | 
             
              Přemysliden (Fürsten)-  
              herrschaft. 
              Wenzel I. Přemysl, Herzog von 
              Böhmen 
              Vazlav (Wenzel, Wenzezlaus, Venceslaus), Herzog von Böhmen, 
              Märtyrer, Heiliger (Fest am 28. September, Gedächtnis 
              der Übertragung der Gebeine am 4. März). * etwa 903/905, 
              † 28. September 929 (Cosmas von Prag) oder 939 (Widukind von 
              Corvey) in Altbunzlau/Starß Boleslav. 
              Er entstammte dem Geschlecht der Přemysliden. Seine Eltern waren 
              Herzog Vratislav und dessen Gemahlin Drahomira. Unter dem Einfluß 
              seiner Großmutter, der hl. Ludmilla, 
              erhielt er eine gründliche christliche Erziehung an der Lateinschule 
              von Budeú. Nach dem Tode Vratislavs übte seine Mutter 
              Drahomira die Vormundschaft aus. Ihre stark auf sie selbst bezogene 
              Regentschaft führte zu Unruhen in Böhmen, denen die hl. 
              Ludmilla zum Opfer fiel. Bald danach, etwa um 925, wurde Wenzel 
              selbst Regent von Böhmen. Wenzel erkannte die Oberhoheit des 
              deutschen Königs Heinrich I. an. Die Christianisierung und 
              die Bemühungen Wenzels um eine Milderung der Untertänigkeit 
              des Volkes, ferner darum, die Gerichtsbarkeit der Grundherren an 
              feste Normen zu binden, und vielleicht noch weitere Faktoren führten 
              wohl zu dem Entschluß den jungen Monarchen umzubringen. Dafür 
              wurde auch Wenzels jüngerer Bruder Boleslav 
              gewonnen. Dieser lud Wenzel auf das Schloss in Altbunzlau ein, wo 
              er ihn tötete. Als Boleslav I. wurde er der Nachfolger seines 
              Bruders. Bald nach dessen Tod begannen die Gläubigen, Wenzel 
              als Martyrer zu verehren. Noch unter Boleslav I. wurde sein Leib 
              in die von ihm selbst errichtete Kirche St. Veit überführt. 
              Wenzel wurde zum Landespatron für das ganze böhmische 
              Volk. Seine Verehrung breitete sich nach und nach von Böhmen 
              und Mähren auch nach Deutschland aus. Unter Kaiser Karl IV. 
              wurde V. das Symbol der Klammer der Reichstradition, die Böhmen 
              umschließt. Die Krone des Königreiches Böhmen wurde 
              als »St.-Wenzels-Krone« zum staatsrechtlichen Symbol 
              der staatlichen Eigenständigkeit Böhmens innerhalb des 
              Heiligen Römischen Reiches und später der Habsburger Monarchie. 
               | 
           
           
            935-972  | 
            Boleslav 
              I. Přemyslide (der Grausame), 
              Herzog von Böhmen 935-972 organisiert ein zentralistisches 
              Staatswesen in Böhmen-Mähren. | 
           
           
            972-999 
                  | 
            Boleslav 
              II., Přemyslide, (der Fromme), 
              Herzog von Böhmen | 
           
           
            973  | 
             
              Gründung des Bistums Prag (1344 Erzbistum) | 
           
           
            1012  | 
            Boleslaw 
              Chrobry, Piasten, König 
              von Polen, Herzog von Böhmen. Die Polen erobern 1012 Schlesien 
              und Mähren.  | 
           
           
            1012 
                - 1033   | 
            Oldrich, 
              Přemyslide, 
              Herzog von Böhmen  | 
           
           
            1034—55  | 
            Bretislaw 
              I., Přemyslide, Herzog von 
              Böhmen (1034—55), * um 1005, † 10. 1. 1055; aus 
              dem Haus der Premysliden, eroberte 1029 Mähren von Polen zurück. 
              1038 oder 1039 nutzte er die Nachfolgekrise in Polen aus, stieß 
              weit nach Norden vor und besetzte Schlesien, das er bis 1050 behielt. 
              1041 zwang ihn Kaiser Heinrich 
              III. zur Anerkennung der Oberhoheit des Heiligen Römischen 
              Reiches. | 
           
           
            1055-1061 
                  | 
              Spytihnev 
                II., Přemyslide 1031-28.1.1061, 
                Herzog von Böhmen 1055-1061 
                Erstgeborener Sohn des Herzogs Bretislav I. von Böhmen und 
                der Judith von Schweinfurt, (Tochter von Markgraf Heinrich I.) 
              Übernahm 
                die Regierung nach dem Tod des Vaters (10. Januar 1055). Zur Stärkung 
                der Zentralgewalt suchte er gewaltsam seinen Brüdern die 
                Teilfürstentümer in Mähren zu entziehen, hatte 
                aber nur zum Teil Erfolg und mußte nach einigen Jahren seinem 
                Bruder Vratislav II. den Olmützer Teil zurückgeben. 
                Dass Spytihnev II., wie Cosmas von Prag überliefert, die 
                Deutschen aus dem Lande vertrieb, ist unwahrscheinlich; derselbe 
                Chronist berichtet nämlich auch, dass Spytihnev II. die slavischen 
                Mönche des Klosters Sazava durch Deutsche ersetzte. Von Papst 
                Nikolaus II. erwarb Spytihnev II. das Recht, gegen Zahlung von 
                100 Pfund Silber jährlich die bischöfliche Mitra zu 
                tragen. Spytihnev II. gilt als Gründer des Kollegiatkapitels 
                von Leitmeritz und der romanischen St. Veits-Basilika auf der 
                Prager Burg. Als Gemahlin Spytihnevs erwähnen die Quellen, 
                die seine außerordentliche Frömmigkeit betonen, Hidda 
                aus dem Hause WETTIN.  | 
           
           
             
                1086 
  | 
              Vratislav 
                I.,Přemyslide, wird König 
                von Böhmen für seine Person. 
                Beziehungen der Staufer zu den Premysliden.  | 
           
           
             
                1174
  | 
              Dekret 
                des Herzog Sobieslaw II.  
              „Ich 
                Sobieslaw, Herzog von Böhmen, mache allen Gegenwärtigen 
                und Kommenden kund, daß sich die Deutschen, so unter der 
                Burg von Prag siedeln, in meine Gunst und unter meinem Schutz 
                nehme und ich will, daß diese Deutschen eine besondere, 
                von den Böhmen unterschiedene Nation bleiben sollen, wie 
                sie sich auch in ihren Gesetzen und Bräuchen von diesen Unterscheiden. 
                Ich ermächtige diese Deutschen, entsprechend den Gesetzen 
                und der Rechtsordnung der Deutschen zu leben, wie sie dessen sich 
                schon seit den Zeiten meines Großvaters, des Königs 
                Wratislaw, erfreuten. 
                Wer aber diesem Gebot zuwiderhandelt, der sei verflucht in alle 
                Ewigkeit.“ 
              Sobieslaw 
                II. gegeben auf meiner Burg zu Prag i. J. 1174 nach unseres Heilands 
                und Seligmachers Geburt. 
              Der 
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               | 
           
           
             
                1182
  | 
              Errichtung 
                der Markgrafschaft Mähren  | 
           
           
            1198 
                  | 
             
              Ottokar I. erhält die erbliche Königswürde. Könige 
              von Böhmen im Heiligen römischen Reich deutscher Nation. 
               
              Ottokar I. (Otakar I.) Přemyslide, 
              Ottokar I., Böhmischer König (seit 1198), * um 1155, 
              † 15. 12. 1230, Sohn Wladislaws II, Vater von Wenzel 
              I. und Großvater von Přemysl Otakar 
              II.. Ottokar I erwirkte durch wechselnde Parteinahme im staufisch-welfischen 
              Thronstreit 1198 bei König Philipp 
              von Schwaben, 1203 beim Papst und 1212 bei Kaiser Friedrich 
              II. die Bestätigung des Erbkönigtums für Böhmen, 
              das er auch kulturell und wirtschaftlich Kolonisation, Städtewesen) 
              förderte. Im Zuge seiner ausgreifenden Ehepolitik heiratete 
              sein Sohn Wenzel I. (seit 1228 Mitkönig) 
              im Jahr 1216 die Stauferin Kunigunde 
              (* 1199?, † 13.9.1248, Tochter von Philipp von Schwaben 
              und der Irene von Byzanz (Tochter von Kaiser Isaak Angelos) und 
              Enkelin des Kaisers Friedrich (III.) I. Barbarossa). 
              Die jüngste Tochter von Ottokar I. Agnes 
              von Böhmen wurde 1989 heilig gesprochen. | 
           
           
            1216  | 
            Mit 
              dem Privileg der Primogenitur (1216) sicherte Friedrich 
              II. (Staufer), Kaiser (seit 1220) das Königtum in Böhmen-Mähren. 
              Böhmen wird Königreich (erblicher Königstitel; Kurwürde) | 
           
           
            1228/30  | 
            Wenzel 
                I., 'der Einäugige' Přemyslide 
                tschechisch Václav I., König von Böhmen (seit 
                1228/30), 
                * 1205 Prag 
                oo mit der Stauferin Kunigunde 
                von Schwaben * 1199 † 13.9.1248 (Enkelin von Friedrich (III.) 
                I. Barbarossa) 
                † 23. Sept. 1253 bei Beraun 
                [] Prag Agneskloster  
                – Schwiegersohn des Römischen Königs Philipp 
                von Schwaben und Sohn von Ottokars I. Přemysl. 
                 
              1216, 
                noch zu Lebzeiten seines Vaters, wurde Wenzel I. zum König 
                gewählt (Krönung 1228 im Prager St. Veitsdom). 
                Er stritt mit dem Bruder um Mähren und behauptete eine böhmische 
                Vormachtstellung. Erst der frühe Tod seines jüngeren 
                Bruders Premysl († 1239), der als Markgraf Mähren verwaltete, 
                verheiratet mit einer ANDFECHSERIN, einer Schwester der zweiten 
                Frau Herzog Friedrichs, beendete die innerdynastischen Spannungen, 
                so dass seine Politik auf die Ausdehnung seines Landes richten 
                konnte. 
              Nach 
                der Verurteilung durch den Kaiser fielen nun von allen Seiten 
                die Gegner in die Länder des babenbergischen Herzogs Friedrichs 
                ein: der Böhmen-König Wenzel in das nördliche Nieder-Österreich, 
                nach dem ja schon sein Vater Ottokar I. Verlangen getragen hatte. 
                Die Stadt Wien öffnete König Wenzel ihre Tore. Als Kaiser 
                FRIEDRICH beide Herzogtümer seiner Kontrolle unterstellte, 
                kam es im Februar - März 1238 zu einem Ausgleich zwischen 
                König Wenzel und Herzog Friedrich II. von Österreich. 
                Friedrich sollte das Land Österreich nördlich der Donau 
                an Böhmen abtreten. Tatsächlich setzte sich König 
                Wenzel in dem vor kurzem als planmäßige Stadt mit Rechteckplatz 
                gegründeten Laa an der Thaya fest. Außerdem wurde eine 
                neuerliche eheliche Verbindung vereinbart zwischen Nachkommen 
                des Babenbergischen Hauses und den PREMYSLIDEN. Die Nichte des 
                Herzogs Friedrich, Gertrud, Tochter seines 1228 verstorbenen Bruders 
                Heinrich aus der Ehe mit Agnes von Thüringen, sollte mit 
                dem ältesten Sohn König Wenzels, Wladislaw, Markgraf 
                von Mähren, verlobt werden. Damit waren ja, wie sich später 
                zeigen wird, Ansprüche auf die beiden Herzogtümer vertretbar. 
                 
                Die Abtretung des nördlichen Landesteiles an Böhmen 
                war nie erfolgt. Außerdem pochte König Wenzelauf die 
                Einhaltung der Eheabsprache mit Gertrud. Ein bestehendes Ehehindernis, 
                ein gemeinsamer Ur-Ur-Großvater, wurde vom Papst durch Dispens 
                behoben. Gerichtet war diese Genehmigung freilich gegen Kaiser 
                FRIEDRICH II., der sich selbst ehelich mit Gertrud verbinden wollte. 
                Unmittelbar nach dem Tode Herzog Friedrichs II. († 15.6.1246) 
                war es der Böhmen-König Wenzel, der seinen Sohn Wladislaw 
                mit Gertrud vermählte - den man auch in Österreich als 
                künftigen Herzog ansah. Aber schon nach einigen Monaten, 
                am 3. Januar 1247 starb Wladislaw.  
                Schwerer wog der Gegensatz zum König von Böhmen, der, 
                nun den Mißerfolg von Verona ausnützend, mit Gewalt 
                seinen Lieblingsplan, die Vermählung seines Sohnes Wladislaw 
                mit Gertrud durchsetzen wollte und seinen Neffen Ulrich von Kärnten 
                Anfang 1246 in Österreich einfallen ließ. Aber Herzog 
                Friedrich besiegte die Eindringlinge bei Staatz, machte viele 
                Gefangene, darunter auch den jungen SPANHEIMER Herzogssohn Ulrich. 
               
                Seine organisatorische Fähigkeit zeigte Wenzel I. beim Mongoleneinfall 
                unter Batu Khan im Jahre 1241; Wenzel konnte sie zwar vertreiben, 
                Böhmen kam im Gegensatz zu Schlesien und Ungarn weitgehend 
                von den Mongolen ungeschoren davon, die Schäden in Mähren 
                waren aber durch den Einfall groß, Mähren wurde damals 
                schwer verwüstet. 
                Während des langjährigen Streits zwischen Papsttums 
                und Kaiser Friedrich II. wechselte 
                Wenzel I. mehrmals die Partei, unterstützte aber weder den 
                Kaiser noch den Papst entscheidend. Er wählte 1237 König 
                KONRAD IV. mit, trat jedoch 1238/39 mit Österreich einer 
                antikaiserlichen Koalition bei, zu der auch Brandenburg und Bayern 
                gehörte, deren Thronkandidat König Abel von Dänemark 
                war. Wenzel schloß 1240 Frieden mit Kaiser FRIEDRICH II., 
                blieb jedoch in der Folgezeit schwankend und fiel 1246 endgültig 
                von ihm ab. Es ging auch um die Erbfrage in Österreich und 
                Steiermark, das er entgegen den kaiserlichen Interessen zu gewinnen 
                versuchte.  
                Die wirtschaftlichen und sozialen Wandlungen in der 1. Hälfte 
                des 13. Jh. waren der Hintergrund für die große Adelsrebellion 
                in den Jahren 1248-1249. Eine 
                Rolle spielten auch die Auseinandersetzungen um die Wiederbesetzung 
                des Bistums Olmütz (Olomouc), wobei Wenzel den neuernannten 
                Bischof Bruno von Schaumburg 
                (Schauenburg) das päpstliche Lager unterstütze, während 
                ein Teil des böhmischen Adels offen für den Kaiser Partei 
                ergriff, und den zum Thronfolger aufgerückten ehrgeizigen 
                und ungeduldigen Sohn Wenzels und Kunigundes, Premysl 
                Otakar II., der staufisch gesinnt war, am 31.12.1247 zum „jüngeren“ 
                König erhob. Der Vater-Sohn-Konflikt konnte nur mit Mühe 
                und der Hilfe außerböhmischer Freunde (er wurde von 
                WILHELM von Holland unterstützt und erkannte ihn gegen Bestätigung 
                aller Privilegien und Reichslehen als König an) erst nach 
                2-jährigen bewaffneten Auseinandersetzungen zugunsten Wenzels 
                beigelegt werden, wozu die Entwicklung im Reich und der Kampf 
                um das babenbergische Erbe in Österreich beitrugen. Nach 
                dem unerwarteten Hinscheiden Friedrichs des Streitbaren im Jahre 
                1246, der keine männlichen Erben hinterließ, war nämlich 
                das politisch, wirtschaftlich und strategisch bedeutsame Herzogtum 
                vakant. 
              Die 
                zähen Bemühungen der böhmischen Politik, zuerst 
                einen Teil des nördlichen Österreich und nach 1246 (nach 
                dem Tod des letzten BABENBERGERS Friedrich II. des Streitbaren) 
                die ganze babenbergische Erbschaft zu gewinnen, gipfelten in einem 
                Erfolg: Wenzels I. Sohn, der spätere Otakar 
                II. Premysl, wurde im Herbst 1251 zum Herzog von Österreich 
                gewählt.  
              Wenzel 
                I. förderte die Ansiedlung von Deutschen in Böhmen und 
                Mähren, um die Landwirtschaft zu modernisieren und dem Bergbau 
                Impulse zu geben. Während seiner Regierungszeit entstand 
                eine Reihe königlicher Städte und Burgen. Prag erhielt 
                durch ihn das Nürnberger Städterecht. Darüber hinaus 
                begann unter seiner Herrschaft eine Welle Klostergründungen, 
                vor allem des Zisterzienserordens.  
              Wenzel 
                I. starb am 22. September 1253 auf seinem Hof Pocaply bei Beroun. 
                Die sterblichen Überreste des Königs wurden dann nach 
                Prag überführt und im Kloster des Hl. Franziskus feierlich 
                beigesetzt. Das Grab des Königs konnte, da die historischen 
                Quellen keine Nachricht hinterließen, in welchem Gebäude 
                des Klosters der König seine letzte Ruhestätte fand, 
                in archäologischen und anthrapologischen Ausgrabungen bzw. 
                Untersuchungen in den Jahren 1941 respektive 1983 ermittelt und 
                die Identität Wenzels bestätigt werden. In unmittelbarer 
                Nähe entdeckte man zugleich eine in ihrer Art dem königlichen 
                Grab ähnliche Ruhestätte, über die keinerlei historische 
                Angaben existieren. Detaillierte Analysen der die Ausgrabungen 
                leitenden Wissenschaftler führten dann zu der Feststellung, 
                dass es sich um das Grab der böhmischen Königin Kunigunde 
                von Schwaben handelte, die hier im ehemaligen Kloster der Klarissinnen, 
                für das sie sich als fromme Stifterin Verdienste erworben 
                hatte, ihre letzte Ruhestätte fand. 
              König 
                Wenzel I., der in den Chroniken als Sonderling beschrieben wird, 
                trug so schon vor Sohn zum Aufstieg Böhmens als Großmacht 
                bei. Wenzel I.unterstützte seine jüngere Schwester Agnes 
                (Heilig, 1211-1282) bei der Gründung des Minoriten- und Klarissenklosters 
                in Prag (sogenanntes Agneskloster). Da Wenzel I. auf der Jagd 
                ein Auge verloren hatte, erhielt er den Beinamen 'der Einäugige'. 
                 
              Nachkommen: 
                Kinder aus der Ehe mit der Stauferin Kunigunde 
                von Schwaben * 1199 † 13.9.1248  
              1) 
                Vladislav III.,* um 1228, Markgraf von Mähren, oo 1246 
                mit Gertrud von Babenberg 
                2) Beatrix (Bozena), * um 1225 oo im Juni 1243 
                mit dem Markgrafen Otto III. von Brandenburg, † 27.5.1290 
                3) Ottokar II. *1230 † 
                26.8.1278, folgte Wenzel I. auf den Thron, erhob sich bereits 
                1248 gegen die Herrschaft seines Vaters und sollte als ein berühmter 
                PREMYSLIDE in die Geschichte eingehen. 
                4) Agnes, Markgräfin 
                von Meißen, (nicht zu verwechseln mit ihrer Tante, der 
                heiligen Agnes von Böhmen),* 
                1245, oo 1244 mit Heinrich Markgraf von Meißen (* 1215/16 
                † 15.2.1288), † 10.10.1268 
                5) Eine bereits im Kindesalter verstorbenen, namentlich 
                nicht bekannte Tochter.  | 
           
           
            1253  | 
              Ottokar 
                II. (Otakar II.) Přemyslide 
                * um 1233, † 26. Aug. 1278 in Dürnkrut 
                (Niederösterreich), 
                Urenkel on Kaiser Friedrich 
                I. Barbarossa, Enkel von Ottokar I. Přemysl, 
                zweitältester Sohn König Wenzels 
                I. und der Kunigunde von 
                Schwaben, 
                Vater von Wenzel II. 
              Ottokar 
                II., genannt 'der jüngere König', 'der eiserne König' 
                oder 'der goldene König' war König 
                von Böhmen (ab 1253). Er war auch Herzog 
                von Österreich (ab 1251), Herzog 
                der Steiermark (ab 1261) und Herzog von 
                Kärnten und Krain (ab 1269). Damit hatte er eine für 
                einen Premysliden zuvor und später nie erreichte Machtfülle 
                erlangt, was sich auch in seiner mehrfachen Bewerbung um die Krone 
                des Heiligen Römischen Reiches zeigte.  
               
                In erster Ehe (seit 1252) war er verheiratet mit Margarete 
                von Österreich († 1267) – der Schwester 
                des Babenherzogs Friedrich II. –, 
                in zweiter Ehe (seit 1261) mit Kunigunde von Tschernigow († 1285), 
                einer Enkelin König Bélas IV. von Ungarn;  
              Ursprünglich 
                sollte Ottokar II. zum kirchlichen Verwalter erzogen werden. Nachdem 
                sein Bruder Vladislav 1247 nach seiner Hochzeit plötzlich 
                verstarb, ging das Erbe auf Ottokar über. Der Überlieferung 
                nach war er durch den plötzlichen Tod des Bruders schockiert 
                und kümmerte sich zunächst kaum um das Regieren sondern 
                widmete sich eher der Jagd und Saufgelagen auf seinen Jagsdchlössern. 
                Er war 1248 Anführer der Aufruhr gegen seinen Vater, den 
                König Wenzel I. und erhielt dadurch seinen Spitznamen 
                "der jüngere König" (mladší král). 
              Diese 
                Auseinandersetzung endete, als Wenzel I. begann, sich in die Entwicklung 
                in Österreich einzuschalten. Mit dem Babenbergherzog Friedrich 
                II.waren dort 1246 die Babenberger in männlicher Linie ausgestorben. 
                Er hinterließ eine Nichte (Gertrud) und eine Schwester (Margarete). 
                Gertrud heiratete den Markgrafen Hermann von Baden, der sich im 
                Land jedoch nicht durchsetzen konnte, ebensowenig wie der Reichsverweser 
                des Heiligen Römischen Reiches. 1250 fiel Wenzel I. in das 
                Land ein, das Kaiser Friedrich II. 
                unter Reichsverwaltung gestellt hatte. Anderen Quellen zufolge 
                wurde er von den österreichischen Ständen gerufen, um 
                die Wirren zu beenden. Mit Zustimmung des Adels setzte Wenzel 
                seinen Sohn Ottokar als Statthalter ein. Gleichzeitig schlossen 
                Wenzel und Ottokar einen Friedensvertrag, der den Sohn 1251 auch 
                zum mährischen Markgraf machte. Er hatte damit die klassische 
                Herrschaftsposition der böhmischen Thronfolger inne. Im 
                gleichen Jahr zog Ottokar in Österreich ein und wurde von 
                den Ständen bald zum Herzog ernannt. Um seine Würde 
                zu legitimieren und der böhmischen Forderung auf das babenbergische 
                Erbe Nachdruck zu verleihen, heiratete er am 11. Februar 1252 
                die gut dreißig Jahre ältere Margarete, Wittwe des 
                Königs Heinrich (VII.) in der Burgkapelle von Hainburg. 
              1253 
                starb König Wenzel I. und Ottokar 
                übernahm die Krone. Sein ausdrückliches Ziel war die 
                Kaiserwürde des Römischen Reiches. An der Wahl nahm 
                er jedoch nicht persönlich teil. Er war überzeugt, dass 
                sein Reichtum genüge, diesen Titel übertragen zu bekommen. 
              Der 
                Ungarnkönig Béla IV. fühlte sich durch diesen 
                Machtzuwachs (Herzogtum Österreich) des benachbarten Reiches 
                bedroht. Gemeinsam mit den bayerischen Wittelbachern ging er gegen 
                Ottokar vor. Die Kurie vermittelte schließlich einen Frieden, 
                in dem ein großer Teil der Steiermark Ungarn zugeschlagen 
                wurde. Die folgende vorübergehende Friedensphase nutzte Ottokar 
                II., um den Deutschen Orden bei zwei Kreuzzüge im Baltikum 
                gegen die Pruzzen und andere slawische Stämme zu unterstützen. 
                Ottokar zu Ehren erhielt das 1255 gegründete Königsberg 
                seinen Namen. 
              1260 
                schlug er die Ungarn in einer erneuten Schlacht, was Ungarn zu 
                einem Friedensschluss zwang und Ottokar den Besitz und die Herzogswürde 
                der Steiermark sicherte. Um diese Einigung zu bekräftigen, 
                ließ er sich von Margarete scheiden und heiratete Kunigunde 
                von Machow, eine Enkelin des Königs von Ungarn. Auch auf 
                Reichsebene machte er großen Einfluss geltend, da sich die 
                beiden Könige Alfons X. und Richard von Cornwall jeweils 
                seiner Unterstützung zu versichern versuchten. 1266 besetzte 
                er das reichsunmittelbare Egerland. 1267 brach er zu einem weiteren 
                Kreuzzug nach Litauen auf. 
              In 
                dieser Zeit schloss er auch einen Erbvertrag mit dem kinderlosen 
                Herzog Ulrich III. von Kärnten. 1269 starb Ulrich und Ottokar 
                erbte Kärnten und Krain. Dadurch zog er sich allerdings die 
                Feindschaft des dortigen Adels zu. Damit war — in steter 
                Auseinandersetzung mit Ungarn und Bayern — der südliche 
                Teil Ostmitteleuropas erstmals in einem multinationalen Großraum 
                integriert, wie es später den Habsburgern gelang. Auch die 
                Mehrzahl der Reichsfürsten begann sich über den Machtzuwachs 
                des Böhmen zu sorgen.  
              Er 
                förderte die Einwanderung der Deutschen in Böhmen sowie 
                Mähren und gründete zahlreiche Städte, unter anderem 
                Politschka. 
                Auch in Böhmen förderte er die Städte gegenüber 
                dem Adel. Vor allem die Residenzstadt Prag profitierte von der 
                durch ihn angestoßenen regen Bautätigkeit. Vom Adel 
                verlangte er dagegen die Auslieferung aller unrechtmäßig 
                erworbenen Güter und ließ neue Burgen schleifen. Diese 
                rigide Konfrontationspolitik konnte den allgemeinen Machtzuwachs 
                des böhmischen Adels im 13. Jahrhundert nicht aufhalten. 
                In Österreich gründete er die Städte Marchegg, 
                Leoben und Bruck an der Mur. Das vom Babenbergerherzog Friedrich 
                II. begonnene romanische Westwerk der Stephanskirche ließ 
                er weiterbauen.  
              Der 
                Olmützer Bischof Bruno von 
                Schaumburg (Schauenburg) und Holstein hatte ab 1249 führenden 
                Anteil an der böhmischen Expansion bis zur Adria und Ostsee 
                und wurde nach der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) von König 
                Rudolf I. von Habsburg zum Statthalter von Nordmähren 
                ernannt. Bruno hatte entscheidende Verdienste um die deutsche 
                Besiedlung Mährens. Hier kolonisierte er ausgedehnte Gebiete 
                und gründete zahlreiche Städte und Dörfer u. a. 
                Zwittau 
                und Umgebung. Bruno beteiligte sich in der Zeit von 1254 bis 1266-67 
                auch an Premysl Ottokars II. 
                beiden Kreuzzügen in Ostpreußen, Ottokar zu Ehren erhielt 
                das 1255 gegründete Königsberg seinen Namen. Bruno unterstützte 
                auch des Königs Bestrebungen um die Erwerbung der römischen 
                Krone. Der Bischof hatte ebenso wie im Juli 1260 in der Schlacht 
                bei Kroissenbrunn, die dem König Premysl Ottokar II. die Steiermark 
                einbrachte, den König als Kanzler begleitet. In der Steiermark 
                wurde Bruno 1262-1270 wie in Mähren Hauptmann und legte das ‘Rationarum 
                Styriae‘ an; außerdem brachten ihm seine kriegerischen Fähigkeiten 
                auf Seiten des Königs den Hulleiner Bezirk; das Hochwalder Gebiet 
                erwarb er käuflich. Gemeinsam mit dem König beabsichtigte er, 
                Olmütz zum Erzbistum zu erheben und ihm Preußen und das Baltikum 
                einzuverleiben; der Plan wurde jedoch wegen des erfolglosen Preußenfeldzuges 
                des Königs von 1267/1268 von Rom abgelehnt. 
              Die 
                Spannweite seiner Politik zwischen Ostsee und Adria, verbunden 
                mit seinen böhmischen Finanzquellen, machte ihn zum mächtigsten 
                Reichs- und Kurfürsten. Doch der Erwerb der Römischen 
                Königskrone misslang trotz enger Anlehnung an die Kurie zweimal 
                (1256 und 1273). Ottokar war den Kurfürsten wegen seiner 
                Machtfülle suspekt, ihren erneuten Ausdruck fand diese Haltung 
                1273, als es zu einer neuen Königswahl im Reich kam. Sie 
                wählten den vermeintlich „armen Grafen“ Rudolf 
                von Habsburg. Ottokar erkannte die Wahl und den neuen König 
                nicht an. Dieser forderte im Gegenzug die Rückgabe angeeigneter 
                Reichsterritorien, was vor allem auf Ottokar und das besetzte 
                Egerland gemünzt war. Ottokar verweigerte Rudolf die Herausgabe 
                der eigenmächtig besetzten Reichslehen. In einer Reichsgerichtsverhandlung 
                zu dieser Anschuldigung unterlag Ottokar, worauf Rudolf die Reichsacht 
                gegen ihn verhängte. Dadurch verlor Ottokar die letzte Unterstützung 
                innerhalb des Reiches und in den benachbarten Territorien. Auch 
                innerhalb Böhmens verweigerte eine starke Adelsopposition 
                dem König die Unterstützung. Im Süden seines Territoriums 
                brach sogar ein offener Aufstand aus. Ottokar war gezwungen, 1276 
                in Wien auf alle Erwerbungen zu verzichten. Ihm blieben nur Böhmen 
                und Mähren. 
                Bei dem Versuch, seinen Herrschaftsraum mit Waffengewalt wiederherzustellen, 
                wurde er in der Schlacht bei Dürnkrut auf dem Marchfeld am 
                25. 8. 1278 von Rudolf und den verbündeten Ungarn (Ladislaus 
                IV.) geschlagen und auf der Flucht getötet. Sein Sohn Wenzel 
                II., mit einer Tochter Rudolfs verheiratet, behielt Böhmen 
                und Mähren. 
               
                Premysl Otakar II. (um 1233-1278) war der bedeutendste böhmische 
                König vor Karl IV., der sich an der Schwelle der 70-er Jahre 
                des 13. Jahrhunderts anschickte, im Kampf gegen Rudolf von Habsburg 
                als "Rex aureus et ferreus" auch nach der deutschen 
                Königskrone zu greifen. 
              NACHKOMMEN: 
               
                1) 
                  Ehe: Margarethe von Babenberg (1205-1267), kinderlos, Scheidung 
                  2) Ehe: Kunigunde von Machow (1246-1285) 
                  Kinder aus der 2. Ehe: 
                  Heinrich, *1262, +1263  
                  Kunigunde (1265 - 27. 11. 132), verh. mit Herzog Boleslaw von 
                  Masowien, nach seinem Tod (1302) Äbtissin von St. Georg 
                  zu Prag  
                  Agnes (1269-1296) - verheiratet mit Rudolf 
                  II. von Habsburg (1271-1290), Herzog von Österreich 
                  (Bruder von Albrecht I. von Habsburg) 
                  Wenzel II. (1271-1305), König von 
                  Böhmen 
               
               Illegitime 
                Kinder mit Hofdame Anna (?Margarete, ?Agnes) von Chuenring (alle?) 
                Nikolaus I, Herzog von Troppau (1254/5 - 25.7.1318) verh. 
                1283 mit Adelheid von Habsburg  
                Johann, (Ješek), Probst zu Vyšehrad bis 1296  
                Agnes, verh. mit Bavor III, Herr von Strakonitz  
                N.N. (Tochter), verh. mit Markvart von Trnava  
                N.N. (Tochter), verh. ca. 1276 mit Wok, Herr von Krawarz  
                Elisabeth, verh. mit Vikard, Herr von Polna, Burggraf von Brünn 
                 
                N.N. (Tochter), verh.1277 mit N.N., Herr von Weitra  
                 
               
                Literatur:  
                J. K. Hoensch: Přemysl Otakar II. von Böhmen. (Graz 
                1989);  
                J. Kuthan: Přemysl Ottokar II. König, Bauherr und 
                Mäzen (aus dem Tschechischen, Wien 1996).  | 
           
           
            1278/83  | 
            Wenzel 
                II., Přemyslide, tsch. 
                Václav II. ['va:tslaf], König (seit 1278/83) 
                 * 17. 9. 1271 
                 1. oo 21.1.1285 mit Jutta (Guta) von Habsburg (* 13.3.1271, 
                † 21.6.1297), einer Tochter Rudolfs I. 
                von Habsburg. 
                 2. oo 26.5.1300 mit Elisabeth-Richsa von Polen (*um 1286, 
                †18.10.1335, 2. oo 16.10.1306 Rudolf III. Graf von Habsburg 
                 
                *1281, † 4.7.1307), Tochter des polnischen Königs Przemyslaw II. 
                 †  21. 6. 1305 Prag  
                 [] Zisterzienser-Kloster Zbraslav (Königssaal) 
               
                Sohn des Königs Ottokars II. Přemysl 
                aus seiner 2. Ehe mit der Kunigunde von Kiew, Tochter von Herzog 
                Rostislaw. 
               Nach 
                dem Tod seines Vaters (1278) stand Wenzel II. einige Jahre unter 
                Vormundschaft seines Onkels, Markgraf Ottos IV. von Brandenburg. 
                Er mußte 1278 alle Reichslehen und Eroberungen herausgeben 
                und Mähren für 10 Jahre verpfänden. Erst seit 1283 
                regierte Wenzel II. selbständig, wobei seine Herrschaft bis 
                1290 unter dem Einfluß rivalisierender Adelsgruppen, zwischen 
                pro- und anti-habsburgischen Geschlechtern, stand, besonders der 
                WITIGONEN (am 24.8.1290 ließ er seinen Stiefvater, Zawisch 
                von Falkenstein, den Exponenten der anti-habsburgischen Adelsgruppierung, 
                hinrichten und der Gruppe um Bischof Tobias von Bechyn und Purkart 
                von Janowitz. Doch erlangte der König von Böhmen bald 
                wieder eine wichtige Rolle in der Politik Mitteleuropas. Dazu 
                trug die Heirat mit der Tochter RUDOLFS von Habsburg bei. Wenzels 
                II. Haltung beeinflußte das Ergebnis der deutschen Königswahlen 
                in den Jahren 1292 und 1298. Mit Rücksicht auf die Interessen 
                der HABSBURGER konzentrierte sich die böhmische Politik damals 
                auf Meißen, das Pleißenland und besonders auf Polen. 
                Wenzel II. profitierte von der politischen Zersplitterung 
                Polens, festigte seine Macht zuerst in Oberschlesien (1289) und 
                beherrschte bald Kleinpolen mit Krakau (1291). In den Jahren 1291 
                und 1292 eroberte er Krakau und Sandomierz, Großpolen und 
                Pommern. Im Wettbewerb um die polnische Krone unterlag Wenzel 
                II. – unter dem Druck der päpstlichen Kurie – 
                zunächst dem großpolnischen Fürsten Przemysl II. 
                (1295). Als dieser 1296 ermordet wurde, konnte er sich bald darauf 
                in Prag zum König krönen lassen (1297), die zeitgenössischen 
                Chroniken berichten von dieser äußerst kostspieligen 
                Festlichkeit. Diplomatisch und militärisch abgesichert sowie 
                durch die Heirat mit des großpolnischen Fürsten Przemysls 
                Tochter vorbereitet, gelang Wenzel II. im Sommer 1300 der Einzug 
                in Polen, dem Wenzels Gegner, der PIAST Wladyslaw I. Lokietek, 
                keinen Widerstand leisten konnte; im August 1300 wurde Wenzel 
                II. in Gnesen zum König von Polen gekrönt. Er versuchte 
                Österreich und Steiermark zurückzugewinnen, was ihm 
                die erbitterte Feindschaft ALBRECHTS von Habsburg einbrachte. 
                Wenzel verhinderte 1291 dessen Wahl zum deutschen König und 
                wählte ADOLF von Nassau mit. Er geriet auch 1290 mit ALBRECHT 
                wegen Ungarn in Konflikt. Bei den Krönungsfeierlichkeiten 
                Wenzels II. in Prag (2.6.1297) trafen Wenzel, der Mainzer Erzbischof, 
                die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, die vertriebenen 
                WETTINER und Herzog Albrecht von Habsburg Absprachen zur Absetzung 
                ADOLFS von Nassau. Der neugewählte König sprach Wenzel 
                die Lausitzen, das Egerland, Meißen und das Pleißenland 
                zu. Nach dem Aussterben der ARPADEN eroberte er 1301 Ungarn und 
                ließ seinen Sohn zum König von Ungarn krönen, 
                womit er sowohl gegen den Papst, der Ungarn als päpstliches 
                Lehen ansah, und das Haus ANJOU damit belehnte, als auch gegen 
                ALBRECHT I., der Ungarn als Reichslehen ansah, geriet. Von dem 
                raschen politischen Aufstieg der premyslidischen Macht, die nun 
                die drei ostmitteleuropäischen Königskronen vereinte, 
                fühlten sich nicht nur die HABSBURGER, sondern auch die päpstliche 
                Kurie bedroht. Schon 1304 sah sich Wenzel II. gezwungen, in Ungarn 
                zu intervenieren, um seinen Sohn sicher nach Böhmen zurückzuholen. 
                Bald darauf mußte sich Wenzel II. gegen militärische 
                Interventionen wehren. Im Herbst 1304 drang König ALBRECHT 
                von Habsburg mit seinen ungarischen Verbündeten bis nach 
                Kuta Hora (Kuttenberg) vor. Zwar konnte Wenzel II. den Angriff 
                mit Hilfe des böhmischen Adels zurückschlagen. Wenzel 
                stellte die königliche Gewalt in Böhmen voll wieder 
                her, verbündete sich mit Brandenburg und trat Meißen 
                ab. Doch war die böhmische Herrschaft nicht nur in Ungarn, 
                sondern auch in Polen erschüttert. Obwohl der böhmische 
                König als einer der reichsten Herrscher Europas galt, brachten 
                ihn die Bezahlung des Heeres und die Unterstützung der polnischen 
                und ungarischen Magnaten mit riesigen Summen in finanzielle Schwierigkeiten. 
                Die PREMYSLIDEN verzichteten auf die ungarische Krone, um die 
                polnische Krone zu retten. Angesichts der Probleme der HABSBURGER 
                in Österreich und im Deutschen Reich hofften die PREMYSLIDEN, 
                doch erkrankte Wenzel II. im Frühjahr 1305 und starb am 21. 
                Juni.  
                 
                  
                Wenzel II. war nicht nur einer der bedeutendsten Könige aus 
                dem Hause der PREMYSLIDEN, sondern auch eine der hervorragendsten 
                Persönlichkeiten seiner Zeit. Mit Hilfe von Diplomatie und 
                militärischer Stärke verfolgte er konsequent seine politischen 
                Ziele und wählte dabei mit Bedacht seine Ratgeber und Helfer 
                aus, häufig Kleriker und zugewanderte Gefolgsleute. Im Unterschied 
                zu seinem Vater Otakar II. Premysl hatte Wenzel II. dennoch ein 
                recht gutes Verhältnis zum böhmischen Adel. Er war bemüht, 
                die wirtschaftliche und kulturelle Lage des Königtums zu 
                bessern. Wenzel II. führte eine Münzreform durch (1303) 
                und ließ die grossi Pragenses prägen. Er unterstützte 
                den Aufschwung des Bergbaus (besonders im Gebiet von Kuttenberg) 
                und erließ die Kuttenberger Bergordnung. Nur sein Versuch, 
                in Prag eine Universität zu gründen, blieb infolge des 
                Widerstands des Adels erfolglos. Gegen Ende seiner Regierung überschätzte 
                er jedoch die politischen und ökonomischen Möglichkeiten 
                seines böhmischen Königreiches.  
               
                — 
                  Der böhmische König Wenzel II. aus dem Geschlecht 
                  der Přemysliden gehörte zu den den erfolgreichen Schriftstellern 
                  deutscher Sprache des damals beliebten Minesangs. Zusammen mit 
                  seinem Vater Přemysl Ottokar II. ist er damit einer der 
                  ersten bekannten Tschechen, die zu deutschen Schriftstellern 
                  wurden und so eine bis heute andauernde Tradition von rund sieben 
                  Jahrhunderten einleiteten. — 
                Nachkommen: 
                  Kinder aus der 1. Ehe: 
                  1) Przemysl Ottokar * 6.5.1288  † 19.11.1288 
                  2) Wenzel III. * 6.10.1289  † 
                  4.8.1306 
                  3) Agnes * 6.10.1289  † 1293 
                  4) Anna * 15.10.1290  † 3.9.1313, oo 13.2.1306 
                  Heinrich VI. Herzog von Kärnten (1265/73  † 
                  2.4.1335) 
                  5) Elisabeth *20.1.1292  † 28.9.1330 Prag , oo 31.8.1310 
                  oo Johann Graf von Luxemburg (10.8.1296  † 26.8.1346) 
                  6) Judith * 4.3.1293  † 3.8.1294 
                  7) Johann I.* 26.2.1294  † 1.3.1294 
                  8) Johann II. *21.3.1295  † 6.12.1296 
                  9) Margarete *9.2.1296  † 7./8.4.1322, oo 1308/10 
                  Boleslaw III. Herzog von Schlesien-Liegnitz (* 23.3.1291  † 21.4.1352) 
                  10) Agnes  † um 1296 oo 1296 Ruprecht VI. Graf von 
                  Nassau ( * um 1280  † 2.11.1304)  
                Kinder 
                  aus der 2. Ehe  
                 
                  11) Agnes *15.6.1305  †  
                  1336/4.1.1337 oo 1319 Heinrich I. Herzog von Schlesien-Schweidnitz-Jauer 
                  (1292/96  †  
                  6.3./15.5.1346)  
                Illegitimes 
                  Kind: 
                 
                  12) Johann Wolek Bischof von Olmütz (1334-1351)  † 
                   
                  1351  
                   
                | 
           
           
            1302  | 
            Wenzel 
                III., tschechisch Václav III. ['va:tslaf], König 
                (seit 1305), * 06.10.1289, †(ermordet) Olmütz 4. 8. 
                1306; letzter Přemyslide (im Mannesstamm), 
                Sohn von Wenzel II., der ihn 1301 zum König 
                von Ungarn erheben und 1302 krönen ließ, was zum Krieg 
                mit dem Römischen König Albrecht I. führte. Nach 
                dem Tod seines Vaters verzichtete Wenzel 1305 auf die ungarische 
                Krone, um Polen gegen Wladislaw I. behaupten zu können; während 
                der Vorbereitungen zum Feldzug wurde er unter ungeklärten 
                Umständen ermordet. 
              Die 
                Migration aus der Ritterschaft sammelten sich erneut und in bislang 
                ungekanntem Ausmaße am böhmischen Hof Wenzel II. (bis 
                1305) und vor allem Johanns von Luxemburg (1310-1346). Die Mehrheit 
                der zugewanderten Ritter kam aus nahen deutschen Gebieten nach 
                Schlesien. Fast ein Viertel stammte aus der benachbarten 
                Oberlausitz, dabei allerdings aus dem entfernteren Westen. Aus 
                der ebenfalls benachbarten Niederlausitz - im Mittelalter schlicht 
                die Lausitz - stammten nur 6-8% aller Zuwanderer. Hohe Einwanderungszahlen 
                lassen sich für Meißen (ca. 20%), das Pleißenland 
                (ca. 10%) und Thüringen (ca. 15%) nachweisen. Ein ansehnlicher 
                Anteil von Zuwanderern stammte aus Böhmen (ca. 8-9%). Davon 
                kamen die meisten aus Nordböhmen, wobei viele zu Familien 
                gehörten, die wenig früher aus Deutschland eingewandert 
                waren.  | 
           
           
            1306-1310  | 
            Heinrich 
                VI., Meinhardiner, (1265/73 
                - 02.04.1335), König von Böhmen und Polen (1306-1310) 
                 
              Herzog 
                von Kärnten (1295-1335), Graf von Tirol (1295-1335), 
                König von Böhmen und Polen (1306-1310) 
                
                1. Ehe am 13.2.1306 mit Anna von Böhmen, (15.10.1290-3.9.1313), 
                Tochter des Königs Wenzel II. , Ersterbin 
                von Böhmen  
                 
                Heinrich VI. wurde nach dem Erlöschen der PRZEMYSLIDEN 1306 
                vom böhmischen Adel gewählt, musste aber Rudolf III. 
                von Habsburg weichen. Nach dessen Tode folgte er erneut, setzte 
                sich gegen RudolfsBruder FRIEDRICH durch, wurde von ALBRECHT I. 
                geächtet und päpstlich gebannt und verbündete sich 
                mit Bayern, Meißen und Württemberg. Er verlor Mähren 
                an die HABSBURGER, die auch Kärnten und Tirol heimsuchten. 
                Von ALBRECHTS Nachfolger Kaiser HEINRICH VII. 1308 vorläufig 
                anerkannt, wurde er zu Gunsten von dessen Sohn Johann, seinem 
                Schwager, 1310 endgültig verjagt. Heinrich behielt den Königstitel 
                bei, beanspruchte weiterhin die böhmische Kurstimme und wählte 
                mit dieser 1314 FRIEDRICH von Habsburg mit zum deutschen König 
                gegen LUDWIG IV. DEN BAYERN. Er blieb ohne Macht in Böhmen, 
                wurde dort nie heimisch und schloss 1324 endgültig Frieden 
                mit den LUXEMBURGERN.  
              
                 | 
           
           
            18.01.1307-03.07.1307  | 
            Rudolf 
                III. *um 1282 Wien, † 4.7.1307 Horazdowitz bei 
                Prag, (Herzog von Österreich), Habsburger, 
                König von Böhmen und Polen (1306-1307)  | 
           
           
            15.08.1307-1310  | 
            Heinrich 
                VI. (siehe oben), Meinhardiner, 
                König von Böhmen  | 
           
           
            1310 
                  | 
             Luxemburger 
                Herrschaft  
                Johann 
                von Luxemburg, König von Böhmen (seit 1310),(Johann 
                2) * 10. 8. 1296, † (gefallen) Crécy-en-Ponthieu 
                26. 8. 1346, Sohn Kaiser Heinrichs VII.; wurde 1310 mit Böhmen 
                belehnt und mit der Tochter des Přemysliden Wenzel 
                II., Elisabeth, vermählt. Er übernahm die böhmischen 
                Ansprüche auf die polnische Krone und erwarb 1335 das Herzogtum 
                Breslau und die Lehnshoheit über andere schlesische Fürstentümer 
                sowie Masowien. Der Versuch, sich ein oberitalienisches Königreich 
                zu schaffen, scheiterte. Gegen Kaiser Ludwig IV., den Bayern, 
                suchte er Rückhalt bei Frankreich und der Kurie und erreichte 
                1346 die Wahl seines Sohnes Karl (IV.) zum Römischen König. 
                Mit diesem kämpfte er, obgleich 1340 erblindet, (Johann der 
                Blinde), bei Crécy auf französischer Seite gegen die 
                Engländer, wo er fiel. (Ehemaliges 
                Grab des Königs Johann von Böhmen)  | 
           
           
            1346  | 
            Karl 
                IV., Luxemburger, als Karl 
                I. Römischer König (seit 1346), König von Böhmen 
                (seit 1347), als Karl IV. Römisch-Deutscher Kaiser 
                in Prag (seit 1355-1378), * Prag 14. 5. 1316, † 
                Prag 29. 11. 1378; Sohn König Johanns 
                von Böhmen; 
                Karl IV. hieß ursprünglich Wenzel, 
                nannte sich seit seiner Hochzeit (1324) mit einer Tochter des 
                Grafen Karl von Valois Karl; übernahm 1334—46 
                mit wachsendem Einfluss die Regentschaft in Böhmen. Am 11. 
                7. 1346 ließ sich Karl im Einvernehmen mit Papst Klemens 
                VI. von fünf Kurfürsten in Rhense zum Gegenkönig 
                zu Ludwig IV., dem Bayern wählen. Den von den Wittelsbachern 
                unterstützten Gegenkönig Günther von Schwarzburg 
                konnte er 1347 nach dem Tod Ludwigs rasch ausschalten. 1355 ließ 
                er sich in Rom von einem päpstlichen Legaten zum Kaiser krönen, 
                verzichtete aber auf die Ausübung kaiserlicher Herrschaftsrechte 
                in Italien. Im Königreich Burgund (Krönung dort 1365 
                in Arles) überließ er 1377 das Reichsvikariat dem französischen 
                Thronfolger. Im Heiligen (Römischen) Reich — diese 
                deutsche Bezeichnung erscheint erstmals in seinen 
                Urkunden — garantierte er durch die Goldene Bulle die Kurfürstenrechte 
                und regelte die bis 1806 geltenden Bestimmungen der Königswahl 
                unter Übergehung päpstlicher Ansprüche; er setzte 
                als erster Herrscher seit den Staufern 1376 die Wahl seines Sohnes 
                zum Nachfolger durch. Seine Politik konzentrierte sich auf den 
                Ausbau seiner Hausmacht: Er erwarb durch seine dritte Heirat (1353) 
                mit Anna von Schweidnitz, Tochter Heinrichs II. von Schlesien, 
                Rest-Schlesien, 1367 die Niederlausitz, 1373 Brandenburg. Seine 
                vierte Ehe, 1362 mit Elisabeth von Pommern eingegangen, der Erbvertrag 
                mit Habsburg (1364) und die Verlobung seines Sohnes Siegmund mit 
                einer Tochter König Ludwigs I. von Ungarn und Polen zielten 
                auf eine weitere Ausdehnung seiner Macht. Karl ließ Prag 
                als seine Residenz zum geistigen Mittelpunkt des Reichs ausbauen. 
                So wurde 1346 Prag Erbistum, sowie 1348 
                wurde die erste deutsche Universität in Prag gegründet. 
                Er berief bedeutende Baumeister, Künstler und Gelehrte (u. 
                a. Peter Parler; 1356 F. Petrarca). Unter Johannes von Neumarkt 
                gingen von seiner Kanzlei frühhumanistische Impulse aus. 
                Karl selbst schrieb eine lateinische Darstellung seines Aufstiegs 
                bis 1340; ein unbekannter Verfasser ergänzte sie bis 1346. 
                Außerdem verfasste Karl eine Wenzelslegende (herausgegeben 
                von A. Blaschka, 1934). Ein Fürstenspiegel für den Thronfolger 
                (herausgegeben von S. Steinherz, 1925) wird ihm zugeschrieben. 
                 
                 
                Literatur:  
                Vita Caroli Quarti. Die Autobiographie Karls IV., übersetzt 
                von E. Hillenbrand (1979).  
                F. Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 (51985, 
                Nachdruck  
                1994).  | 
           
           
            1348  | 
            Gründung 
                der Prager Universität  | 
           
           
            1378-1419  | 
              Wenzel 
                IV., Luxemburger, Während 
                der Herrschaft Wenzels IV. (1378-1419) in Böhmen machte sich 
                zunehmend Unzufriedenheit über die soziale, politische und 
                religiöse Lage breit; in dem sich zuspitzenden Konflikt fiel 
                dem um 1370 im südböhmischen Husinec geborenen Magister 
                Jan eine führende Rolle zu. Als Vertreter des Reformanliegens 
                und als Märtyrer gab er einer Bewegung seinen Namen (Hussiten), 
                die die Geschichte Böhmens im 15. Jahrhundert entscheidend 
                prägte. Der Sohn Karls war ein politisch schwacher König 
                und wurde vom Kurverein am 20. August 1400 wegen Faulheit als 
                Römischer König abgesetzt. 
                 
                  | 
           
           
            1393 
                  | 
            Johann 
              von Pomuk (hl. Nepomuk) wird in der Moldau ertränkt.  | 
           
           
            1399  | 
            Beginn 
                der reformatorischen Wirksamkeit von Jan Hus. Jan Hus predigte 
                ab 1402 in der Prager Betlehemskapelle, wo die tschechische Volkspredikt 
                ihren Mittelpunkt hatte (Quelle: 2000 Jahre Christentum, S. 379).  | 
           
           
            1409 
                  | 
            Tschechische 
              Vorherrschaft an der Universität Prag. Auszug deutscher Professoren 
              und Studenten, zumeist nach Leipzig.  | 
           
           
            1410  | 
             Sigismund, 
                Siegmund, Römischer König (seit 1410) und Kaiser (seit 
                1433), * Nürnberg 15. 2. 1368, † Znaim 9. 12. 1437; 
                (letzter) Luxemburger, Sohn Kaiser 
                Karls IV., Bruder von Wenzel IV., 
                Vater von Elisabeth. Sigismund war in 
                einer Doppelwahl 1410 gemeinsam mit seinem Vetter Jobst von Mähren 
                 
                zum Deutschen König gewählt worden; Jobst von Mähren 
                starb aber bald, worauf Sigismund neu gewählt wurde. 
                 
                Siegmund erbte 1378 die Markgrafschaft Brandenburg, erwarb durch 
                seine Heirat mit Maria von Anjou (* 1370, † 1395; Tochter 
                König Ludwigs I. (von Ungarn und Polen) Erbansprüche 
                auf beide Länder und wurde am 31. 3. 1387 zum König 
                von Ungarn gekrönt (ungarisch Zsigmond). Um die Mittel für 
                seine Kämpfe gegen die Adelsopposition in Ungarn und dessen 
                Verteidigung gegen die Türken aufbringen zu können (Niederlage 
                bei Nikopol, 1396), verpfändete er die Kurmark 1388 seinem 
                Vetter Jobst von Mähren und verkaufte 1402 die Neumark an 
                den Deutschen Orden. 1410 wählten die Kurfürsten ihn 
                und Jobst von Mähren in einer Doppelwahl zu Römischen 
                Königen. Nach Jobsts Tod (1411) erhielt Siegmund in einer 
                zweiten Wahl auch die übrigen Stimmen (1414 in Aachen gekrönt). 
                Siegmund veranlasste die Einberufung des Konzils von Konstanz. 
                1415 wird J. Hus hingerichtet.Wegen der Verbrennung von J. Hus 
                (1415) verweigerte Böhmen Siegmund, der 1420 in Prag durch 
                einen Teil der Stände zum König erhoben worden war, 
                die Anerkennung. 
                1419 beginnen die Hussitenkriege 
                Siegmund ruft 1420 zu einem Kreuzzug gegen die Hussiten auf; 
                1433 Religiöser Ausgleich in den Prager "Kompaktaten". 
                 
                1434 Sieg der gemäßigten Utraquisten über die 
                radikalen Taboriten bei Liparly.  
                Erst nach der Niederlage der Taboriten bei Lipany (1434) wurde 
                Siegmund am 25. 7. 1436 auch als König von Böhmen anerkannt 
                (tschechisch Zikmund Lucemburský). Am 29. 1. 1433 wurde 
                Siegmund in Rom zum Kaiser gekrönt. Trotz des Scheiterns 
                einer Reichsreform (September 1434 Programm von 16 Artikeln) wird 
                die Regierungszeit Siegmunds, der den Landfrieden und die christliche 
                Einheit zu wahren vermochte, als einer der Höhepunkte des 
                späten Mittelalters angesehen. Durch die Vermählung 
                (1421) seiner Erbtochter Elisabeth 
                mit Herzog Albrecht V. von Österreich 
                (ab 1438 König Albrecht II.) bereitete 
                Siegmund dem späteren supranationalen Habsburgerreich 
                den Weg. Da Sigismund keine Söhne hatte, vererbte er die 
                böhmische und ungarische Krone an seinen Schwiegersohn Albrecht 
                von Habsburg.  
                1437 stirbt der letzte böhmische Luxemburger Sigismund 
               
                Literatur:  
                J. von Aschbach: Geschichte Kaiser Sigmunds, 4 Bände (1838—45, 
                Nachdruck  
                1964);  
                W. Baum: Kaiser Sigismund. Hus, Konstanz und Türkenkriege 
                (1993);  
                J. K. Hoensch: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur 
                Neuzeit  
                1368—1437 (Neuausgabe 1997).   | 
           
           
            06.07.1415 
                  | 
            Kirchenreformator 
              Johann Hus in Konstanz hingerichtet | 
           
           
            1419-1436 
                  | 
            Hussitenkriege | 
           
           
            1438 
                - 1439 
                  | 
            Albrecht 
                II. ,Habsburger, (Römischer 
                König, Böhmischer König), * 16.08.1397, † 
                Neszmély (Ungarn) 27.10.1439; in der Nachfolge seines Vaters, 
                Albrechts IV., seit 1404 als Albrecht V. Herzog von Österreich, 
                vermählte sich 1421 mit König Siegmunds 
                Tochter Elisabeth und wurde 1437/38 gegen 
                starke Zugeständnisse an den einheimischen Adel Siegmunds 
                Nachfolger in Böhmen und Ungarn. Am 18. 3. 1438 zum römischen 
                König gewählt, wurde er durch Kämpfe gegen die 
                Türken in Ungarn und gegen die Polen im Osten festgehalten 
                und blieb ungekrönt, da er nach einem dieser Feldzüge 
                an der Ruhr starb. Seine Gattin gebar nach seinem Tod Ladislaus 
                V. Postumus. 
                Albrecht II. vereinte als Schwiegersohn Kaiser Sigismunds 
                die böhmische, die ungarische und die deutsche Krone. Ihm 
                war eine nur sehr kurze Regierungszeit beschieden.  
              L 
                iteratur: 
                W. Wostry: König Albrecht II., 1437—1439, 2 Teile 
                (Prag 1906/07);  
                Das Reichsregister König Albrecht II., bearbeitet von H. 
                Koller (1955); derselbe: Princeps in ecclesia (1964);  
                Regesta Imperii, bearbeitet von G. Hödl Band 12 (1975). 
               | 
           
           
            1440 
                - 1457 
                  | 
            Elisabeth, 
              (Römische Königin und Königin von Ungarn und Böhmen 
              (seit 1438), * um 1409, † Raab (Ungarn) 19. 12. 1442; Tochter 
              von König Siegmund; heiratete 1421 
              Herzog Albrecht V. von Österreich (1438 als Albrecht 
              II. König). Elisabeth brachte ihrem Gatten die Anwartschaft 
              auf Böhmen und Ungarn in die Ehe ein. Mit dem Tode ihres Vaters 
              Siegmund (1437; seit 1433 Kaiser) erkannten 
              die ungarischen Stände sie als Landesherrin an. Seit ihrer 
              Krönung (mit ihrem Gatten am 1. 1. 1438 in Stuhlweißenburg) 
              betrieb sie eine den Interessen Albrechts zuwiderlaufende Politik 
              in Ungarn. Nach dem plötzlichen Tod Albrechts (1439) hielt 
              sie an den Thronansprüchen ihres nach dem Tod des Gatten geborenen 
              Sohnes Ladislaus V. Postumus fest (1440). 
               
               
               | 
           
           
            1440 
                - 1457 
                  | 
            Ladislaus 
              V. Postumus, [lateinisch 'der Nachgeborene'], Habsburger, 
              König von Ungarn (seit 1440 beziehungsweise 1444) und Böhmen 
              (seit 1453), * Komárom 22. 2. 1440, † Prag 23. 11. 
              1457; Habsburger, nachgeborener Sohn des Römischen Königs 
              Albrecht II.; bereits am 15. 5. 1440 mit 
              der entführten Stephanskrone gekrönt (bis 1452 unter Vormundschaft 
              seiner Mutter und des Römischen Königs Friedrich III.), 
              wurde erst nach dem Tod des Gegenkönigs Wladyslaw I./III. 1444 
              anerkannt, wobei J. Hunyadi als Reichsverweser amtierte (1446;52), 
              während in Böhmen ab 1452 Georg von Podiebrad und Kunštát 
              die Regierungsgeschäfte für den 1452 gewählten und 
              am 28.10.1453 gekrönten Ladislaus führte. Ladislaus war 
              in beiden Ländern um die staatliche Konsolidierung und die 
              Abwehr der Türkengefahr bemüht; er musste nach der von 
              ihm veranlassten Hinrichtung des Sohnes von Hunyadi nach Prag fliehen. 
               
               
               | 
           
           
            1452, 
                1458-1471  | 
             
              Georg von Podiebrad und Kunštát, 
              tschechisch Jirí z Podebrad, König 
              (seit 1458-1471), * Podebrady 6. 4. 1420, † Prag 22. 3. 1471, 
              wurde als Führer der utraquistischen Hussiten 1452 Gubernator 
              (Reichsverweser) an der Seite des minderjährigen 
              Königs Ladislaus V. Postumus und nach 
              dessen Tod (1457) am 2. 3. 1458 zum König ('Hussitenkönig') 
              gewählt. Er konnte seine Anerkennung gegen mehrere nichtböhmische 
              Kandidaten gegenüber Polen und Ungarn, Reichsfürsten, 
              Kaiser und Papst durchsetzen, zog sich aber durch den vor der Krönung 
              (1459) von den Ständen geforderten Übertritt zum Katholizismus, 
              den er heimlich vornahm, allgemeines Misstrauen zu. Der von ihm 
              zur Stützung seiner Legitimität betriebene Plan eines 
              europäischen Fürstenbundes zur Osmanenabwehr scheiterte. 
              1466 bannte ihn Papst Paul II. als Ketzer und erklärte ihn 
              seines Königtums für verlustig. Am 3. 5. 1469 wurde sein 
              Schwiegersohn Matthias I. Corvinus, 
              der in den 2. 
              Hussitenkrieg (1468—71) eingegriffen hatte, von einer 
              Minderheit zum Gegenkönig gewählt, jedoch konnte Georg 
              sich behaupten; er starb vor Beendigung des Krieges.  
               
               | 
           
           
            1471-1490 
                  | 
            Matthias 
              I. Corvinus, Hunyadi, König 
              von Böhmen. | 
           
           
            1471, 
                1490 
                  | 
            Wladislaw 
              (Wladislaw1), poln. Jagiellone, König 
              von Böhmen (seit 1471), als Wladislaw II. 
              König von Ungarn (seit 1490), * Krakau 1. 3. 1456, † 
              Buda (heute zu Budapest) 13. 3. 1516, Sohn Kasimirs IV. Andreas 
              von Polen; Vater von Ludwig II. Wladislaw 
              folgte Georg von Podiebrad und Kunštát, 
              hatte aber 1479 (Fürstentag zu Olmütz) die Herrschaft 
              des ungarischen Königs Matthias I. Corvinus über Mähren, 
              Schlesien und die Lausitz anzuerkennen. Im Kampf um dessen Nachfolge 
              in Ungarn konnte sich Wladislaw gegen Kaiser Maximilian I. und seinen 
              Bruder Johann I. Albrecht behaupten, mit dem er 1515 eine Erbvereinbarung 
              schloss. Ohne der Türkengefahr wirksam begegnen zu können, 
              wurde unter seiner schwachen Regierung die Ständeherrschaft 
              1505 in Böhmen und 1514 in Ungarn ('Tripartitum') rechtlich 
              abgesichert.  | 
           
           
            1516  | 
              
              Ludwig II., ungarisch Lajos 
              II., Jagiellone, König von Ungarn 
              und Böhmen (seit 1516), * 1. 7. 1505, † 29. 8. 1526; 
              Sohn Wladislaws II. von Böhmen und 
              Ungarn; 1507 in Ungarn, 1509 in Böhmen zum Nachfolger gewählt. 
              Er unterlag den Türken in der Schlacht bei Mohács (29. 
              8.1526) und ertrank auf der Flucht. Aufgrund früherer Erbvereinbarungen 
              (1491, 1515) fielen seine Länder an das Haus Habsburg. 
               
               | 
           
           
            1526 
                  | 
            Beginn 
              der Habsburger-Herrschaft (400 Jahre bis 1918) 
              in Böhmen durch Ferdinand I. von Österreich. Der späterer 
              Kaiser Ferdinand I. wird erster habsburgischer König von Böhmen | 
           
           
            |   1526 
                1556/58  | 
             Ferdinand 
              I., Habsburger, König von 
              Böhmen und Ungarn (seit 1526), Kaiser (seit 1556/58), * Alcalá 
              de Henares 10. 3. 1503, † 25. 7. 1564, Sohn Philipps I., des 
              Schönen, und Johannas der Wahnsinnigen, jüngerer Bruder 
              Kaiser Karls V., Vater von Maximilian II; 
              Ferdinand I. Gattin war Anna, die Tochter des polnischen Herrschers 
              Jagellonczyk, der auch König von Böhmen und Ungarn war. 
              Ferdinand und Anna waren 26 Jahre verheiratet, sie hatten 15 Kinder. 
              Diese Heirat vereinigte für über 400 Jahre lang die Kronen 
              Böhmens und Ungarns im Hause Habsburg, da der Schwager Ferdinands, 
              der Jagellone Ludwig II. in der Schlacht 
              von Mohacz gegen Sultan Suleiman II. gefallen war. Die Jagellonen, 
              Herrscher von europäischem Rang, zogen sich auf Polen zurück. 
              In Spanien unter starkem scholastischem Einfluss erzogen und in 
              den Niederlanden (ab 1518) mit der humanistischen Gedankenwelt des 
              Erasmus von Rotterdam bekannt geworden; erhielt in den mit seinem 
              Bruder Karl abgeschlossenen habsburgischen Teilungsverträgen 
              von Worms (21. 4. 1521 und Brüssel (7. 2. 1522 die österreichischen 
              Erblande einschließlich Tirols und der Besitzungen in den 
              Vorlanden und (bis 1534) in Württemberg. Er gelangte als Vertreter 
              seines häufig abwesenden kaiserlichen Bruders im Heiligen Römischen 
              Reich relativ rasch zu Einfluss, der sich nach seiner Wahl zum Römischen 
              König (5. 1. 1531 noch stetig vergrößerte. Durch 
              seine Wahl zum König von Böhmen (als Ferdinand 
              II.) und von Ungarn (22. 10. beziehungsweise 16. 12. 1526; 
              gekrönt 24. 2. beziehungsweise 3. 11. 1527) wurde Ferdinand 
              zum Begründer der habsburgischen 
              Donaumonarchie. Sein ungarisches Königtum hatte er zunächst 
              gegenüber Johann I. Zápolya zu behaupten, nach dem Frieden 
              von Großwardein (1538) in Auseinandersetzungen mit den Türken 
              (beschränkt auf das 'Königliche Ungarn'). Im Zusammenhang 
              mit der ständigen osmanischen Bedrohung (1529 erste Belagerung 
              Wiens) stehen seine die Verwaltung betreffenden Zentralisierungs- 
              und Vereinheitlichungsbestrebungen in den österreichischen 
              Erblanden (u. a. Hofrat, 1522, Hofkriegsrat, 1556); in seiner 'Hausordnung' 
              von 1554 verfügte er ihre Aufteilung an seine Söhne nach 
              seinem Tod (Habsburger). 
              1547 "Prager Artikel" der Stände verkünden Religionsfreiheit. 
              1556 Ferdinand I. läßt den Jesuitenorden nach Böhmen. 
               
              Es gelang Ferdinand, neben Karl V. zu einem wesentlichen Gestalter 
              der politischen und religiösen Verhältnisse im Reich zu 
              werden. Er wurde zum Vermittler zwischen Reichsfürsten und 
              Kaiser während der Fürstenverschwörung (1552) und 
              war um einen Ausgleich zwischen den Konfessionen bemüht (1552: 
              Passauer Vertrag, 1555: Declaratio Ferdinandea, Augsburger Religionsfriede). 
              Eine versöhnliche Religionspolitik verfolgte er auch nach der 
              Abdankung Karls V. (1556) und seinem verzögerten offiziellen 
              Herrschaftsantritt als Kaiser (Krönung 24. 
              3. 1558), indem er gegenüber dem Konzil von Trient für 
              die Aufhebung des Zölibats und die Gewährung des Laienkelchs 
              eintrat.  
               
               
              Literatur: 
              Die Korrespondenz Ferdinands I., bearbeitet von W. Bauer u. a., 
              3 Bände in  
              4 Teilen (1912—84).  
              F. B. von Bucholtz: Geschichte der Regierung Ferdinands des Ersten, 
               
              9 Bände (Wien 1831—38, Nachdruck Graz 1968—71); 
               
              W. Bauer: Die Anfänge Ferdinands I. (Wien 1907);  
              P. Sutter Fichtner: Ferdinand I. Wider Türken und Glaubensspaltung 
              (aus  
              dem Amerikanischen, Graz 1986). | 
           
           
            |   1564  | 
             Maximilian 
              II., Habsburger, Kaiser (seit 
              1564), * Wien 31. 7. 1527, † Regensburg 12. 10. 1576, Sohn 
              Kaiser Ferdinands I., Urenkel von Maximilian 
              I. (Römischer König (seit 1486) und Kaiser (seit 1508)), 
              * Wiener Neustadt 22. 3. 1459, † Wels 12. 1. 1519, Habsburger, 
              Sohn Kaiser Friedrichs III.)  
                Maximilian II. ist der Vater von Kaiser 
                Rudolf II. und Matthias. Er heiratete 
                seine Cousine Anna, Tochter von Kaiser Karl V. Der Ehe entsprangen 
                16 Kinder, darunter Kaiser Rudolf II. 
                und Elisabeth, Königin von Frankreich.Der früh der lutherischen 
                Lehre zuneigende Maximilian wurde 1548 mit seiner entschieden 
                 
                katholischen Cousine Maria (* 1528, † 1603), Tochter seines 
                Onkels Karl V. , verheiratet und war 1548—50 Statthalter 
                in Spanien. Nach seiner Rückkehr blieb er um einen Ausgleich 
                der Konfessionen bemüht, fand aber keinen Rückhalt bei 
                den lutherischen Fürsten, schwor deshalb vor seiner Wahl 
                zum Römischen König und Kaiser (30. 11. 1562, stets 
                katholisch zu bleiben, und folgte seinem Vater am 7. 2. 1564 (Huldigung 
                vor dem Papst) als Kaiser. Mit der Sicherung des Augsburger Religionsfriedens 
                von 1555 sorgte er für eine lang anhaltende Zeit der Ruhe. 
                Gegen die Türken kämpfte Maximilian unglücklich; 
                die ihm 1573 und 1575 angetragene polnische Krone vermochte er 
                nicht in Besitz zu nehmen. In seinen österreichischen Ländern 
                (seit 1552; seit 1562 König von Böhmen, seit 1563 als 
                Miksa I. König von Ungarn) stärkte er Luthertum und 
                Ständewesen. Auf Reichsebene konnte er sich in den ständig 
                schärfer werdenden Gegensätzen nicht durchsetzen. 
                Er ist in der Prager St. Veitskathedrale bestattet.  
                 
                Literatur:  
                Die Korrespondenz Maximilians II., herausgegeben von V. Bibl, 
                2 Bände (1916—21, Nachdruck 1970).  
                V. Bibl: Maximilian II., der rätselhafte Kaiser (1929);  
                Kaiser Maximilian II. Kultur und Politik im 16. Jahrhundert, herausgegeben 
                von F. Edelmayer und A. Kohler (Wien 1992);  
                M. Lanzinner: Friedenssicherung und politische Einheit des Reiches 
                unter Kaiser Maximilian II. 1564—1576 (1993). 
               | 
           
           
            1576-1612 
                1609   | 
            Rudolf 
                II. (Kaiser Rudolf I. 1576-1612) residierte Zeit seines 
                Lebens auf dem Prager "Hradschin", von Astrologen und 
                Alchimisten umgeben. An seinem Hofe wirkten Johannes Kepler, Tycho 
                Brahe und ungezählte Künstler und Wissenschaftler. Rudolf 
                schuf eine der bedeutendsten Kunstsammlungen aller Zeiten. Sein 
                schwermütiges Wesen rief Widerstand und Ablehnung hervor, 
                so daß es ihm immer weniger gelang, sich durchzusetzen. 
                Seine 1609 durch den "Majestätsbrief" bekannte 
                Politik der Begünstigung des böhmischen Protestantismus, 
                er gesteht den böhmischen Ständen Glaubensfreiheit und 
                beschränkten Kirchenbau zu, wurde kritisiert. Rudolf blieb 
                unverheiratet und hatte somit keine legitimen Kinder. Die Kurfüsten 
                ließen noch zu seinen Lebzeiten seinen Bruder Matthias 
                (Bruderzwist) zum Römischen König und zu seinem Nachfolger 
                wählen.  | 
           
           
            1612-1619 
                  | 
            Bruderzwist. 
                Ablösung Rudolf II durch Matthias, 
                Kaiser (seit 1612), * Wien 24. 2. 1557, † Wien 20.03.1619; 
                Habsburger, dritter Sohn Kaiser Maximilians 
                II.; war zunächst als Statthalter in den Niederlanden 
                (1578;81) und im Erzherzogtum Österreich ob und unter der 
                Enns (ab 1594) ohne großen politischen Erfolg. Gegen seinen 
                Bruder, Kaiser Rudolf II., im April 1606 in einem Geheimvertrag 
                als Haupt des Hauses Habsburg anerkannt (Beginn des 'Bruderzwists'), 
                übernahm Matthias als Erzherzog die Regierung in Österreich 
                sowie die Führung des Krieges gegen die Türken und die 
                aufständischen Ungarn um I. Bocskay (Friedensschlüsse 
                ohne kaiserlicher Zustimmung, Zsitvatorok und Wien 1606). Im Vertrag 
                von Lieben bei Prag vom 25. 6. 1608 musste Rudolf die Regierung 
                in Österreich abtreten, ebenso in Mähren und Ungarn 
                (dort war Matthias als Mátyás II. König bis 
                Juli 1618). Nach der erzwungenen Abdankung Rudolfs am 23. 5. 1611 
                wählten ihn auch die böhmischen Stände zum König 
                , gekrönt 11.08.; bis 1617). Nach Rudolfs Tod wurde Matthias 
                am 13. 6. 1612 zum Römischen König und Kaiser gewählt. 
                Gestützt auf seinen Hauptratgeber Kardinal M. Klesl, suchte 
                Matthias vergebens zwischen Protestanten und Katholiken zu vermitteln; 
                Matthias weigert sich, den "Majestätsbrief" der 
                Böhmen anzuerkennen, den sein Bruder und Vorgänger Rudolf 
                ausgestellt hatte. Es kam zum Aufstand, zu dem sich die kalvinistischen 
                Stände Böhmens hinreißen ließen. Der Prager 
                Fenstersturz (23. 5. 1618 führte zum Ausbruch des Dreißigjährigen 
                Krieges. 1615 sah er sich aufgrund versagter Reichsmittel zu einem 
                ungünstigen Friedensschluss mit den Türken gezwungen 
                ( Türkenkriege). Am 20. 3. 1617 willigte der kinderlose Kaiser 
                in die Nachfolge seines Vetters Erzherzog Ferdinands 
                (steirische Linie der Habsburger) ein, der seither die Politik 
                prägte (als Ferdinand II. ab 1619 Kaiser). 
                Matthias stiftete die Kapuzinergruft. 
                 
                  | 
           
           
            1617, 
                1619   | 
            Ferdinand 
              II.,Habsburger, König von Böhmen (1617) und Ungarn 
              (1618) Kaiser (seit 1619), * Graz 9. 7. 1578, † Wien 15. 2. 
              1637, Sohn Erzherzog Karls von Innerösterreich (Steiermark, 
              Kärnten, Krain), Vater von Ferdinand 
              III., Enkel von Ferdinand I. Von Jesuiten 
              erzogen und zeitlebens beraten, trat Ferdinand als Landesherr Innerösterreichs 
              (seit 1590 Erzherzog, seit 1595 Regent) entschieden für die 
              Rekatholisierung ein und ließ die 1586 neu gegründete 
              Universität Graz zum geistigen Zentrum der gegenreformatorischen 
              Aktivitäten werden. Er vereinigte die sterreichischen Erblande 
              wieder, trat aber 1623 Tirol an seinen Bruder, Erzherzog Leopold 
              V., ab. Noch zu Lebzeiten seines Vorgängers Matthias zum König 
              in Böhmen (1617) und Ungarn (1618) gewählt, begünstigte 
              er auch dort die Gegenreformation; infolge des Böhmischen 
              Aufstandes (offen ab 23. 5. 1618) verlor er aber die Wenzelskrone 
              zeitweise wieder. Nach seinem Sieg am Weißen 
              Berg (1620) betrieb Ferdinand in Böhmen eine umfassende 
              katholische Restauration und bewirkte durch umfangreiche Güterkonfiskationen 
              eine starke Auswanderungsbewegung des protestantischen Adels, die 
              weit reichende soziale und ökonomische Folgen hatte. Im Heiligen 
              Römischen Reich wurde Ferdinand eine Woche nach seiner Absetzung 
              als König von Böhmen am 28. 8. 1619 zum König und 
              Kaiser gewählt und festigte seine Stellung schnell auf der 
              Grundlage des Münchener Vertrages mit der Liga und seinem Schwager, 
              Herzog Maximilian I. von Bayern (1619). Während er sich in 
              Böhmen mit der 'Verneuerten Landesordnung' 
              (1627) endgültig im erbmonarchischen Sinne gegen die Stände 
              durchsetzte, gelang ihm dies im Reich nicht, wo er mit der Verkündung 
              des Restitutionsediktes (1629) den Höhepunkt seiner Macht erreichte. 
              Nach früheren erfolglosen Bemühungen gelang es ihm 1636, 
              seinen Sohn Ferdinand III gegen vorherige 
              Zugeständnisse an die Kurfürsten (u. a. Verzicht auf Durchführung 
              des Restitutionsedikts, Entlassung A. W. E. Wallensteins 1630) zu 
              seinem Nachfolger wählen zu lassen. Mit dem protestantischen 
              Kurfürsten von Sachsen schloss er den Frieden von Prag (1635), 
              dem fast alle Reichsstände beitraten; er konnte aber den Reichsfrieden 
              nicht wiederherstellen ( Dreißigjähriger 
              Krieg). — Mausoleum in Graz.  
               
               
              Literatur:  
              F. C. von Khevenhüller: Annales Ferdinandei ..., 9 Bände 
              (1610—46; Neuausgabe in 12 Bänden und 2 Supplement-Bänden 
              1721—26);  
              F. von Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern, 
              11 Bände (1851—64);  
              Akten und Korrespondenzen zur Geschichte der Gegenreformation in 
              Innerösterreich unter Ferdinand II., herausgegeben von J. Loserth, 
              2 Bände (Wien 1906—07);  
              H. Sturmberger: Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus 
              (1957);  
              J. Franzl: Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit (Graz 21989); 
              M. Frisch: Das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. vom 6. März 
              1629  
              (1993). | 
           
           
            31.07.1617  | 
            Konföderationsakte, 
              neue Staatsverfassung  | 
           
           
            |   | 
            Zweiter 
              „Prager Fenstersturz“. Durch verstärkte katholische 
              Reaktion wendet sich die Erbitterung bes. gegen zwei kaiserliche 
              Beamte (Wilhelm Graf von Slawata und Jaroslaw Graf von Martinitz. 
              Aufstand in Prag wegen Verletzung des Majestätsbriefes. 
              Der Prager Fenstersturz löst den DREIßIGJÄHRIGEN 
              KRIEG aus: 
              1618-1623 Böhmisch-Pfälzischer Krieg 
              1625-1629 Niedersächisch- Dänischer Krieg 
              1630-1635 Schwedischer Krieg 
              1635-1648 Schwedisch-Französischer Krieg 
              24.10.1648 Westfälischer Freiden  | 
           
           
            1619-1620  | 
            Die 
                böhmischen Stände setzen ihren 1617 gewählten König 
                Ferdinand II (ab 1619 Kaiser) ab und wählen im August 1619 
                Kurfürst Friedrich V., von der Pfalz, Wittelsbacher, 
                den kalvinistischen Führer der Union zum böhmischen 
                König. (Winterkönig) ist der Beiname Friedrichs 
                V. von der Pfalz. Bezogen auf sein kurzes, nur über einen 
                Winter behauptetes Königtum in Böhmen. Gewählt 
                im Aug. 1619, in Prag seit Oktober, gekrönt am 4.11.1619, 
                geflohen am 8.11.1620 nach der "Schlacht am Weißen 
                Berg" bei Prag. 
                 | 
           
           
             | 
            Die 
              "Schlacht am Weißen Berg" (tsch. Bilá hora) 
              östlich von Prag bringt mit dem Sieg der Kaiserlichen und der 
              Flucht des "Winterkönigs" Friedrich von der Pfalz 
              die Restauration des Katholizismus. Habsburgerzeit nun ununterbrochen 
              bis 1918 
               
              Die von J.T. Graf von Tilly, Herzog Maximilian I. von Bayern und 
              K.B. Graf von Buquoi geführten Truppen Kaiser FERDINANDS II. 
              und der kath. Lig besiegten das Heer des Kurfürsten Friedrichs 
              V. von der Pfalz unter Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg. 
              Die völlige Niederlage beendete den Böhmischen Aufstand, 
              der den Dreißigjährigen Krieg einleitete. | 
           
           
            1627, 
                1637   | 
            Ferdinand 
              III., Habsburger, Kaiser (seit 1637), * Graz 13. 7. 1608, 
              † Wien 2. 4. 1657, Sohn von Kaiser Ferdinand 
              II., Vater von Kaiser Leopold I.; wurde 
              1625 ungarischer, 1627 böhmischer und nach einem gescheiterten 
              Wahlversuch (Regensburg, 1630) erst 1636 Römischer König. 
              Als Generalissimus (seit 1634) wesentlich am Sieg bei Nördlingen 
              (1634) und am Prager Frieden  
              (1635) beteiligt, suchte Ferdinand ab 1637 vergeblich die Stellung 
              des Kaisers im Reich zu stärken. Im Westfälischen Frieden 
              (1648) konnte er die Zersplitterung des Reiches und Gebietsabtretungen 
              an Schweden und Frankreich nicht verhindern, im 'Jüngsten Reichsabschied' 
              (1654) gelang nur eine 'abgebrochene Verfassungsreform' des Heiligen 
              Römischen Reiches.  
              Während er seinen ältesten Sohn Ferdinand (IV.) noch zu 
              seinen Lebzeiten (1653) zu seinem Nachfolger wählen lassen 
              konnte, scheiterte nach dessen Tod 1654 eine erneute Nachfolgeregelung 
              aufgrund des wachsenden Einflusses  
              von König Ludwig XIV. von Frankreich. In Österreich schuf 
              Ferdinand eine straffe Verwaltung und sicherte das katholische Bekenntnis; 
              in Ungarn hatte er sich bis zum Frieden von Linz (1645) mit Georg 
              I. Rákóczy auseinander zu setzen, der durch Bündnisse 
              mit Schweden und Frankreich in eine antihabsburgische Allianz eingebunden 
              war. — Ferdinand, selbst Komponist, förderte die italienische 
              Oper in Wien.  
               
               
              Literatur:  
              M. Koch: Geschichte des Deutschen Reiches unter der Regierung Ferdinands 
              III., 2 Bände (Wien 1865—66); 
              Die Habsburger, herausgegeben von B. Hamann | 
           
           
            1627/28 
                  | 
            "Erneuerte 
              Landesordnung" zugunsten des habsburgischen Absolutismus in 
              Böhmen und Mähren. Die böhmische Hofkanzlei wird 
              nach Wien verlegt.  | 
           
           
            1635  | 
            Prager 
              Friedensschluss: Die Lausitz fällt an Sachsen  | 
           
           
            1655, 
                1656, 
                1658   | 
              Leopold 
                I., Kaiser (seit 1658), als Lipót I. König 
                von Ungarn (seit 1655), König von Böhmen (seit 1656), 
                * Wien 9. 6. 1640, † Wien 5. 5. 1705, zweiter Sohn Kaiser 
                Ferdinands III., Vater von Kaiser Joseph 
                I. und Karl VI.; ursprünglich für 
                die  
                geistliche Laufbahn erzogen, folgte seinem Vater 1657 in den österreichischen 
                Erblanden, nach 15-monatigem Interregnum Wahl (1. 8.  
                1658) zum Römischen König und Kaiser. Leopold geriet 
                bald in die militärischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. 
                Nachdem er im  
                1. Nordischen Krieg (1655—60) Brandenburg-Preußen 
                und Polen gegen die schwedische Übermacht unterstützt 
                hatte, kam er in Siebenbürgen in Krieg mit den Türken 
                (1662—64), abgeschlossen mit dem Verzichtfrieden von Vasvár 
                (10. 8. 1664). Leopolds absolutistische und gegenreformatorische 
                Innenpolitik, betrieben v. a. von W. E. Fürst von Lobkowitz, 
                stieß besonders in Ungarn auf Widerstand, da sie sich sowohl 
                gegen die Protestanten als auch gegen die ständische Verfassung 
                der Magyaren richtete. Trotz Niederwerfung der Wesselényischen 
                Magnatenverschwörung 1665—70/71 (u. a. Istvan Tököly, 
                P. Zrínyi) kam es zum Kuruzen-Aufstand des mit den Türken 
                verbündeten Imre Tököly, den der Großwesir 
                Kara Mustafa zur militärischen Offensive nutzte. Dessen Versuch, 
                im 'Großen Türkenkrieg' (1683—99) Wien zu erobern, 
                scheiterte in der Schlacht am Kahlenberg (12. 9. 1683. Der Frieden 
                von Karlowitz (1699) leitete die Entstehung der Donaumonarchie 
                (Förderung der Erblande) und den Aufstieg Österreichs 
                zur europäischen Großmacht ein. Mit dem 'Einrichtungswerk' 
                gelang Leopold 1688/89 der Zugriff auf Ungarn, das er 1687 zur 
                 
                Erbmonarchie im habsburgischen Mannesstamm gemacht hatte. Gleichzeitig 
                stand Leopold im Abwehrkampf gegen die Expansionsspolitik des 
                französischen Königs Ludwig XIV. (Beteiligung am Holländischen 
                Krieg 1672—78/79, dem Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688—97); 
                1701 trat Leopold in den Spanischen Erbfolgekrieg (1701—13/14) 
                ein.  
                 
                Im Innern veranlasste Leopold, der ab 1679 selbst die Regierung 
                führte, eine bürokratische Straffung der Verwaltung. 
                Im Reich gelang es ihm allmählich, das kaiserliche Ansehen 
                wieder zu heben und über den seit 1663 permanent in Regensburg 
                tagenden ('Immerwährenden') Reichstag reichspolitisch aktiv 
                zu werden. Hannover sicherte er 1692 die neunte Kur. Im 'Krontraktat' 
                mit Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (16. 11. 1700) 
                erkannte er die Königswürde der Hohenzollern 'in' (ab 
                1701; seit 1772 von) Preußen und deren Vormachtstellung 
                im Norden des Reichs an.  
                 
                Leopold war ein strenggläubiger Katholik, der Klerikern großen 
                Einfluss einräumte, ohne sich aber von ihnen lenken zu lassen. 
                An der durch Theater und Musik bestimmten Wiener Hofkultur des 
                Barock nahm der hochgebildete Kaiser aktiv teil, u. a. durch (79 
                geistliche, 155 weltliche) eigene Kompositionen. 
              Er 
                gründete die noch heute bestehenden Universitäten von 
                Olmütz, Breslau und Insbruck.  
                 
                 
                Literatur:  
                J. P. Spielman: Leopold I. (aus dem Englischen, Graz 1981).  | 
           
           
            1705  | 
             Joseph 
              I., Habsburger, König von Böhmen und Ungarnd, 
              Kaiser (seit 1705), * Wien 26. 7. 1678, † Wien 17. 4. 1711, 
              ältester Sohn Kaiser Leopolds I.; 1690 zum römisch-deutschen 
              König gewählt, setzte er als Nachfolger seines Vaters 
              mithilfe des Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan den Spanischen Erbfolgekrieg 
              fort, verhinderte mit der Konvention von Altranstädt (1. 9. 
              1707 den Kriegseintritt Schwedens aufseiten Frankreichs und suchte 
              im Reich wie in Italien die kaiserliche Autorität wieder stärker 
              zur Geltung zu bringen: 1706 Reichsacht gegen die mit Frankreich 
              verbündeten Kurfürsten von Köln und Bayern, 1708 
              Wiedereinführung der böhmischen Kur, militärische 
              Erfolge in Italien, u. a. Unterwerfung Mailands, Eroberung Neapels, 
              Besetzung von Teilen des Kirchenstaats. Der Aufstand Franz' II. 
              Rákóczi in Ungarn (Siebenbürgen) konnte erst 
              nach Josephs Tod endgültig beendet werden.  
               
               
              Literatur:  
              C. W. Ingrao: Joseph I. Der vergessene Kaiser (aus dem Englischen, 
              Graz 1982). | 
           
           
            1711  | 
            Karl 
                VI., Kaiser (seit 1711), als König von Ungarn Karl 
                III., ungarisch Károly III., * Wien 1. 10. 1685, † 
                Wien 20. 10. 1740; zweiter Sohn Kaiser Leopolds 
                I., Vater von Kaiserin Maria Theresia; 
                wurde nach dem Aussterben der spanischen Habsburger als Karl III. 
                (spanisch Carlos III.) 1703 zum König von Spanien ausgerufen 
                ( Spanischer Erbfolgekrieg). Nach dem frühen Tod seines Bruders, 
                Kaiser Josephs I., wurde er dessen Nachfolger 
                und musste im Frieden von Utrecht (1713) auf die spanische Krone 
                verzichten, während er im Rastatter Frieden (1714) mit den 
                spanischen Nebenlanden (Neapel, Mailand, Sardinien, Spanische 
                Niederlande) einen Teil des spanischen Erbes erhielt. In den maßgeblich 
                vom Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan erfolgreich geführten 
                ® Türkenkriegen sicherte sich Österreich im Frieden 
                 
                von Passarowitz (1718) erhebliche Landgewinne (Serbien, Walachei, 
                Banat u. a.). Als Karl die Wirtschaftspolitik auf Übersee 
                ausdehnte und neben Triest und Fiume auch Ostende zum Hafen ausbaute, 
                um Österreich aus seiner kontinentalen Isolierung zu lösen, 
                geriet er in Gegensatz zu den Niederlanden und England und konnte 
                seine zukunftsweisenden Projekte (Ostindische Handelskompanie) 
                nicht ausführen. Durch mühevolle Verhandlungen suchte 
                Karl seiner Regelung der Erbfolge im Hause Habsburg in der Pragmatischen 
                Sanktion die Anerkennung der europäischen Mächte zu 
                verschaffen. Seine Außenpolitik war davon bis zum Polnischen 
                Thronfolgekrieg geprägt. In den Wiener Friedensschlüssen 
                von 1735 und 1738 überließ Karl den spanischen Bourbonen 
                Neapel und Sizilien, erhielt jedoch Parma-Piacenza und die Anerkennung 
                der Pragmatischen Sanktion.  
              Nicht 
                nur Ungarn, auch Siebenbürgen, Slawonien und Kroatien waren 
                nun unter dem Schirm des Habsburgers vereint. Karl schuf ein neues 
                Hausgesetz, die s.g. „Pragmatische Sanktion“. Hier 
                wurde festgelegt, daß die Töchter Karls den Vorrang 
                in der Erbfolge vor den Töchtern seines Bruders Joseph einnehmen. 
                Karl bemühte sich - vielleicht all zu fürsorglich - 
                um völkerrechtliche Zustimmung zu dem Gesetz. Außer 
                beim Schwiegersohn seines Bruders fand er weitgehend Zustimmung. 
                Mit dem musikbegeisterten Karl, dessen Regierungszeit zum Höhepunkt 
                des Barock in Österreich wurde, starb der Mannesstamm der 
                Habsburger aus.  
                Die Gelegenheit seines Todes nutzte Friedrich II. von Preußen 
                zur Entfesselung des 1. Schlesischen Krieges, welcher wiederum 
                den Österreichischen Erbfolgekrieg auslöste. Friedrich 
                August II. von Sachsen, der mit der seiner Ansicht nach wahren 
                österreichischen Erbin Maria Josefa, der Tochter Kaiser Josefs 
                I., verheiratet war, ließ sich vom Papst von seinem Eide 
                auf die pragmatische Sanktion entbinden. 
              Seine 
                Tochter Maria Theresia folgte ihm 
                auf dem Thron.  
                 
                 
                Sekundärliteratur:  
                A. Prinz von Bayern: Das Ende der Habsburger in Spanien, 2 Bände 
                (1929)  | 
           
           
             | 
            Maria 
              Theresia, Erzherzogin (seit 1740), Königin von Böhmen 
              und Ungarn (seit 1740), * Wien 13. 5. 1717, † Wien 29.11.1780; 
              Erbtochter Kaiser Karls VI.; seit 1736 mit 
              Herzog Franz Stephan von Lothringen (als Franz 
              I. seit 1745 Kaiser; seitdem wurde Maria Theresia als Kaiserin 
              bezeichnet) und Stammmutter des Hauses Habsburg-Lothringen; Mutter 
              u. a. der späteren Kaiser Joseph II. 
              und Leopold II., von Kurfürst Maximilian 
              Franz von Köln. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Maria 
              Theresia aufgrund der Pragmatischen Sanktion 1740 die Regierung 
              der habsburgischen Gesamtlande, sah sich aber zahlreichen Erbansprüchen 
              anderer europäischer Herrscher ausgesetzt. König Friedrich 
              II., der Große, von Preußen löste mit seinem Angriff 
              auf Schlesien ( Schlesische Kriege) 
              den Österreichischen 
              Erbfolgekrieg (1740-48) aus, in dem die Königin von Ungarn 
              (ungarisch Mária Terézia; 1741 durch die Stände 
              gekrönt) ihre Länder ; ausgenommen Schlesien sowie Parma 
              und Piacenza mithilfe Großbritanniens behauptete.  
               Nach dem Frieden von Dresden (1745) wurde das 
                österreichische Heer durch L. von Daun und F. M. von Lacy 
                reformiert (Dienstreglement von 1749, 'Generalstab', Militärschulen 
                1752). Die Außenpolitik,zunächst unter J. C. Bartenstein, 
                seit 1753 unter der Leitung von W. A. von Kaunitz, richtete sich 
                auf die Wiedergewinnung Schlesiens und war infolge der Allianz 
                mit Frankreich (1756) gegen das jetzt mit Großbritannien 
                verbündete Preußen durch die Umkehr der Bündnisse 
                geprägt. Im  
                Siebenjährigen Krieg 
                (1756—63) musste Maria Theresia endgültig auf Schlesien 
                verzichten. Nach dem Tod Franz' I. (1765), der auch als Kaiser 
                ihr Mitregent in den habsburgischen Erblanden geblieben war, setzte 
                sie ihren ältesten Sohn Joseph als Mitregenten ein und hielt 
                während des Dualismus mit Preußen am Status quo fest. 
                In der ersten Teilung Polens 1772 erhielt sie Galizien und festigte 
                1775 mit dem Erwerb der Bukowina Österreichs Stellung in 
                Ostmitteleuropa; mit Joseph förderte sie dort die planmäßige 
                Neubesiedlung und Kolonisation, besonders in der Batschka und 
                im Banat (u. a. Donauschwaben; Volkszählung 1771/72). Durch 
                den Bayerischen Erbfolgekrieg kam 1779 das Innviertel zu Österreich. 
                 
                 
                Beraten besonders von F. W. Graf Haugwitz, begründete Maria 
                Theresia mit der ab 1749 vorsichtig und maßvoll gehandhabten 
                Reform der inneren Verwaltung die bis 1848 bestehende Form des 
                österreichischen Staatswesens ('theresianische Staatsreform'; 
                Schaffung neuer Landesbehörden und einer einheitlichen Zentralgewalt, 
                die die nur lose miteinander verbundenen Länder zusammenfasste: 
                u. a. 1742 Geheime Haus-, Hof- und Staatskanzlei, 1761 Staatsrat, 
                1763 Gubernien, 1765 Hofkammer). Sie förderte außerdem 
                 
                (Textil-)Industrie und Handel, veranlasste 1768 die Schaffung 
                eines neuen Strafgesetzbuchs ('Constitutio Criminalis Theresiana') 
                und 1776 die Abschaffung der Folter, milderte die bäuerliche 
                Leibeigenschaft und die Frondienste (Bauernbefreiung), hob die 
                Steuerfreiheit von Adel und Klerus auf, setzte der Kirche staatliche 
                Grenzen und wurde die eigentliche Gründerin des Volksschulwesens 
                in Österreich (1774; G. van Swieten, J. A. Felbiger). Auch 
                wenn sie selbst der Aufklärung distanziert gegenüberstand, 
                waren ihre Berater davon geprägt, wodurch sie dem späteren 
                Josephinismus den Weg ebneten.  
                 
                 
                Maria Theresias Persönlichkeit, ihre tiefe Frömmigkeit 
                sowie ihre Mütterlichkeit — aus der Ehe mit Franz I. 
                stammten 16 Kinder — ließen sie zu einer volkstümlichen 
                Herrscherin werden; in der Kapuzinergruft beigesetzt.  
                 
                 
                Literatur: 
                Maria T. und Joseph II.: Correspondenz sammt Briefen Josephs an 
                seinen Bruder Leopold, herausgegeben von A. von Arneth, 3 Bände 
                (1867—68);  
                Maria T. Geheimer Briefwechsel mit Marie Antoinette, herausgegeben 
                von P. Christoph (Neuausgabe 1980);  
                Briefe und Aktenstücke in Auswahl, herausgegeben von F. Walter 
                (21982).  
                A. von Arneth: Geschichte Maria T.s, 10 Bände (Wien 1863—79, 
                Nachdruck 1971);  
                P. Reinhold: Maria T. (1977);  
                Maria T. und ihre Zeit, herausgegeben von W. Koschatzky (Salzburg 
                1979);  
                Maria T. Ihr Leben und ihre Zeit in Dokumenten und Bildern, herausgegeben 
                von G. und G. Mraz (1979);  
                A. Wandruszka: Maria T. Die große Kaiserin (1980);  
                V. L. Tapié: Maria T. Die Kaiserin und ihr Reich (aus dem 
                Französischen, Graz );  
                F. Herre: Maria T. Die große Habsburgerin (1994). 
               | 
           
           
            1745  | 
             Franz 
              I., Kaiser (seit 1745), als Herzog von Lothringen und Großherzog 
              von Toskana Franz Stephan, * Nancy 8. 12. 1708, 
              † Innsbruck 18. 8. 1765; wurde seit 1723 am Hof Kaiser Karls 
              VI. in Wien erzogen, erhielt 1729 das schlesische Herzogtum Teschen 
              und folgte im gleichen Jahr seinem Vater, Herzog Leopold, in Lothringen. 
              1736 musste er dieses infolge des Polnischen Thronfolgekrieges (Wiener 
              Vorfriede 1735) an den entthronten Polenkönig Stanislaus I. 
              Leszcynski, den Schwiegervater  
              Ludwigs XV. von Frankreich, abtreten, erhielt dafür 1737 das 
              Großherzogtum Toskana und wurde Reichsgeneralfeldmarschall. 
              Seit 1736 mit Maria Theresia vermählt, 
              wurde er, Vater von 16 Kindern, zum Stammvater des Hauses Habsburg-Lothringen. 
              Seit 1740 war Franz formell Mitregent in den Erblanden. Er übte 
              zwar keinen Einfluss aus, machte sich aber durch ökonomische 
              und administrative Reformen verdient. 1745 wurde er als Nachfolger 
              Karls VII. Kaiser.  
               
              Literatur:  
              H. L. Mikoletzky: Kaiser Franz I. Stephan und der Ursprung des habsburgisch-lothringischen 
              Familienvermögens (1961);  
              G. Schreiber: Franz I. Stephan (Graz 1986);  
              R. Zedinger: Hochzeit im Brennpunkt der Mächte. Franz Stephan 
              von  
              Lothringen und Erzherzogin Maria Theresia (Wien 1994). | 
           
           
            1740-1742  | 
            1. 
              Schlesischer Krieg  | 
           
           
            1741/42 
                  | 
            Der 
              Österreichische Erbfolgekrieg bringt die Einsetzung Karl Alberts 
              von Bayern zum böhmischen König (bis 1745) und den Verlust 
              Schlesiens an Preußen. | 
           
           
            1744-1745  | 
            2. 
              Schlesischer Krieg | 
           
           
            1749 
                  | 
            Maria 
              Theresia löst die böhmische Hofkanzlei in Wien auf und 
              führt die zentralistische Verwaltung für Böhmen ein. 
               | 
           
           
            1756-1763  | 
            3. 
              Schlesischer Krieg. Siebenjähriger 
              Krieg (siehe auch Greifendorf) | 
           
           
            1770  | 
            Bauernaufstand 
              in Böhmen-Mähren | 
           
           
            1765  | 
            Joseph 
              II., Kaiser (seit 1765), * Wien 13. 3. 1741, † Wien 
              20. 2. 1790, ältester Sohn Kaiser Franz' 
              I. und Maria Theresias; wurde  
              1764 zum römisch-deutschen König gewählt und 1765 
              von seiner Mutter als Mitregent in den habsburgischen Erblanden 
              angenommen, wo sie ihm nur bei der Reform des Heerwesens freie Hand 
              ließ. In der auswärtigen Politik geriet er oft in Gegensatz 
              zu ihr, z. B. als er 1772 die Teilnahme Österreichs an der 
              ersten Teilung Polens durchsetzte (Gewinn Galiziens); die Türken 
              bewog er 1775 zur Abtretung der Bukowina. Joseph suchte eine Verständigung 
              mit König Friedrich II., dem Großen, von Preußen 
              (zwei persönliche Begegnungen). Sein Plan einer Erwerbung Bayerns 
              scheiterte aber ebenso an jenem (Bayerischer Erbfolgekrieg 1778/79) 
              wie ein groß angelegtes Projekt eines Austausches Bayerns 
              und Salzburgs gegen die Österreichischen Niederlande; Joseph 
              konnte lediglich das Innviertel  
              gewinnen. Ein weiterer Versuch stieß 1785 auf entschiedenen 
              Widerstand der meisten Reichsfürsten (Deutscher Fürstenbund). 
              Durch den Tod seiner Mutter wurde Joseph 1780 Alleinherrscher in 
              den habsburgischen Erblanden. Seit dem Teschener Frieden von 1779 
              mit Brandenburg-Preußen verfeindet, näherte er sich der 
              russischen Kaiserin Katharina II. und schloss 1781 ein Verteidigungsbündnis 
              mit ihr, aufgrund dessen er 1788 in einen Türkenkrieg hineingezogen 
              wurde, in dem die Österreicher Belgrad eroberten (8.10.1789. 
               
               
               
              Joseph II., einer der Hauptvertreter des 'aufgeklärten Absolutismus', 
              unterzog sein Land umfassenden innenpolitischen Reformen (Recht, 
              Verwaltung, Wirtschaft, Sozialwesen). Sein Ziel war ein zentralistisch 
              verwalteter Staat mit deutscher Staatssprache, gestützt auf 
              Heer und Beamtenschaft; eine Sonderstellung der Einzelländer 
              seiner Monarchie wollte er nicht zugestehen. In Galizien und der 
              Bukowina, in Ungarn und Siebenbürgen gründete er zahlreiche 
              deutsche Ansiedlungen. Zur Fortsetzung der Bauernbefreiung wurde 
              1781 die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben 
              und den nichtkatholischen christlichen Konfessionen Duldung zugesichert 
              (Toleranzpatent); eine allgemeine Grundsteuer — auch für 
              den Adel — wurde eingeführt. In seiner merkantilistischen 
              Wirtschaftspolitik förderte er mit hohen Schutzzöllen 
              Industrie und Handel. Schulen, Kranken- und Blindenhäuser wurden 
              gebaut, die Zensur gemildert, die Folter abgeschafft (Josephinisches 
              Gesetzbuch). Besonders einschneidend waren die Reformen, die das 
              Verhältnis Staat—Kirche betrafen (Josephinismus). Gegen 
              seine antiständische und antiföderalistische Reformpolitik 
              regte sich wachsender Widerstand, zuerst im Adel und in der Geistlichkeit. 
              Nationale Erhebungen in Ungarn (1788—90) und in den österreichischen 
              Niederlanden (1787) zwangen ihn kurz vor seinem Tod, die meisten 
              seiner Reformen für diese Länder wieder aufzuheben.  
               
              Literatur:  
              L. Mikoletzky: Kaiser Joseph II. Herrscher zwischen den Zeiten (1979); 
               
              Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., bearbeitet von K. Gutkas 
              u. a., 
              D. Beales: Joseph II., auf mehrere Bände berechnet (Cambridge 
              1987 folgende);  
              K. Gutkas: Kaiser Joseph II. (Wien 1989). | 
           
           
            |   1790, 
                1791   | 
             Leopold 
              II., Kaiser (seit 1790), als Lipót II. König 
              von Ungarn (seit 1790), König von Böhmen (seit 1791), 
              als Pietro Leopoldo (I.) Großherzog von Toskana (1765—90), 
              * Wien 5. 5. 1747, † Wien 1. 3. 1792, dritter Sohn von Kaiser 
              Franz I. und Maria 
              Theresia (Taufname: Peter Leopold), Vater von Kaiser Franz 
              II., folgte seinem Vater 1765 in der Toskana und 1790 seinem 
              Bruder Joseph II. im Reich (Krönung: 9. 10.) und in den habsburgischen 
              Erblanden, die er zerrüttet vorfand. Im aufklärerischen 
              Sinn erzogen, hatte er die Toskana durch umfassende Reformen zu 
              einem Musterland der Aufklärung gemacht. Als  
              Kaiser war er bemüht, den von seinem Bruder bekämpften 
              ständischen, kirchlichen und nationalen Ansprüchen vorsichtig 
              gerecht zu werden; dennoch beließ er die Substanz der theresianisch-josephinischen 
              Reformen. Der Aufruhr in den Österreichen Niederlanden (Belgien) 
              und in Ungarn wurde unterdrückt, durch die Konvention von Reichenbach 
              (1790) ein Krieg mit Brandenburg-Preußen verhindert, der Krieg 
              mit dem Osmanischen Reich durch den Frieden von Sistowa (Swischtow; 
              1791) beendet, die römische Kurie  
              durch eine zurückhaltende Kirchenpolitik in Österreich 
              beschwichtigt. Die Französische Revolution begrüßte 
              der von C. de Montesquieu konstitutionell beeinflusste Bruder Marie 
              Antoinettes zunächst verhalten, erkannte aber bald die vom 
              revolutionären Frankreich ausgehenden Gefahren und schloss 
              (nach der Pillnitzer Konvention, 1791) mit König Friedrich 
              Wilhelm II. von Preußen am 7. 2. 1792 ein Schutzbündnis. 
              — Sein Verdienst ist die schnelle Sicherung der Monarchie. 
               
               
               
              Literatur:  
              A. Wandruszka: Leopold II., 2 Bände (Wien 1963—65);  
              H. Peham: Leopold II. Herrscher mit weiser Hand (Graz 1987). | 
           
           
            1792  | 
            Franz 
              II., war der letzte Kaiser (1792—1806) des 
              Heiligen Römischen Reiches, als Franz I. 
              1804—35 Kaiser von Österreich, * Florenz 12. 2. 1768, 
              † Wien 2. 3. 1835, Sohn Kaiser Leopolds 
              II.. Kurz nach seiner Thronbesteigung erklärte Frankreich 
              Österreich und 1793 auch Kaiser und Reich den Krieg. In den 
              Koalitionskriegen, aus denen Brandenburg-Preußen nach dem 
              Basler Frieden (5. 4. 1795) ausschied, musste Franz in den Friedensschlüssen 
              so große Gebietsverluste hinnehmen, dass sich der österreichische 
              Herrschaftsbereich auf Böhmen, Ungarn, Nieder- und Oberösterreich 
              sowie Steiermark beschränkte. Er proklamierte am 11.8.1804 
              das alle Erblande zusammenfassende Kaisertum Österreich, um 
              Rang- und Würdegleichheit mit Napoleon 
              I. zu wahren. Angesichts der inneren Auflösung des Heiligen 
              Römischen Reiches und der immer stärkeren Hinwendung von 
              Reichsfürsten zu Frankreich, die im Rheinbund am 12. 7. 1806 
              einen Höhepunkt erreichte, legte Franz am 6. 8. 1806 die Römische 
              Kaiserkrone nieder und erklärte die Römische Kaiserwürde 
              für erloschen, um Napoleon keine Möglichkeit zu geben, 
              sich dieser Würde zu bemächtigen. Nach den militärischen 
              Niederlagen von 1809 und dem Frieden von Schönbrunn (14. 10. 
              1809 sowie der Ernennung K. W. Fürst von Metternichs zum Außenminister 
              suchte Franz sich Napoleon zu nähern. Er stimmte 1810 der Verheiratung 
              seiner ältesten Tochter Marie-Luise mit diesem zu (1. 4. 1810). 
              Im russischen Feldzug 1812 nahm Franz eine vorsichtige, vermittelnde 
              Haltung ein, zunächst in zurückhaltender Mitwirkung, dann 
              auf der Grundlage einer bewaffneten Neutralität. Nach dem Scheitern 
              der Vermittlungsversuche schloss er sich zunächst geheim (1813) 
              der großen Allianz (Russland, England, Preußen, Österreich) 
              an. Die Quadrupelallianz von Chaumont (1814) und die Viermächtekonvention 
              von Wien (1815) bildeten seither die Grundlage der Politik, die 
              auf dem Wiener Kongress 1814/15 festgelegt wurde ('Heilige Allianz'). 
              — Franz hielt an den Grundsätzen der Erhaltung der legitimen 
              politischen und sozialen Ordnung fest und folgte im Wesentlichen 
              der politischen Linie seines Onkels Kaiser Joseph 
              II., ohne aber dessen Bedeutung zu erlangen. Sein Beharren auf 
              Tradiertem und seine Gleichsetzung von Reform mit Revolution führten 
              unter der Ägide von Metternich zu einem sozialkonservativen 
              System.  
               
               
              L iteratur:  
              W. Tritsch: Metternich und sein Monarch (1952);  
              M. Rauchensteiner: Kaiser Franz u. Erzherzog Carl (1972);  
              C. Hattenhauer: Wahl und Krönung Franz II. AD 1792 (1995). | 
           
           
            1800-1850 
                  | 
            Literarische, 
              sprach- und geschichtswissenschaftliche Begründung des tschechischen 
              Nationalbewußtseins.  | 
           
           
            02.12.1805  | 
            "Schlacht 
              von Austerlitz" 
              Napoleon I besiegte in der DREI-KAISER-SCHLACHT 
              bei Austerlitz (heute: Slavkov u Brna) östlich von Brünn 
              das österreichisch-russische Heer. (siehe auch Greifendorf) | 
           
           
            06.12.1805  | 
            Waffenstillstand 
              von Znaim | 
           
           
            26.12.1805  | 
            Frieden 
              von Pressburg. Der 3. Koalitionskrieg endete mit dem österreichisch-französischen 
              Frieden. Russland zog seine Truppen ab, blieb aber im Kriegszustand 
              mit Frankreich. Auch Großbritannien setzte den Krieg fort. 
              Eine wichtige politische Folge des 3. Koalitionskrieges bestand 
              in der Gründung des Rheinbundes unter dem Protektorat Napoleons 
              (Rheinbundakte vom 12.7.1806), dessen Mitglieder sich an einem von 
              Frankreich geführten Krieg mit Truppen und Geld beteiligen 
              mussten. 
              Die anschließende Niederlegeung der deutschen Kaiser Würde 
              durch Kaiser Franz II am 6.8.1806 besiegelte 
              das Ende des römisch-deutschen Reiches.  | 
           
           
            1835-48  | 
            Ferdinand 
              I., Kaiser (1835-48), * Wien 19. 4. 1793, † Prag 
              29. 6. 1875; war trotz seiner körperlichen Gebrechen und geistigen 
              Schwäche aufgrund des Legitimitätsprinzips zur Thronfolge 
              verpflichtet. Die Regierungsgeschäfte führte (auf Anweisungen 
              Franz I. hin) die Staatskonferenz, die sich 
              aus Erzherzog Ludwig, dem Onkel Ferdinands, sowie seinem Bruder 
              Franz Carl, Staatskanzler K. Fürst von Metternich und dem Staatsminister 
              F. A. Graf von Kolowrat-Liebensteinsky zusammensetzte. Differenzen 
              v. a. zwischen den beiden Letzteren führten zur Stagnation 
              Österreichs im Vormärz und veranlassten 1848 Ferdinand 
              zu zahlreichen Zugeständnissen. Nach der erfolgreichen militärischen 
              Niederschlagung der Revolution dankte Ferdinand 
              am 2. 12. 1848 zugunsten seines Neffen Franz 
              Joseph I. ab. | 
           
           
            1847 
                  | 
             
              Schaffung einer einheitlichen slowakischen Schriftsprache.  | 
           
           
             | 
            Prager 
              Slawenkongreß und tschechischer Aufstandsversuch in Prag. 
              Aufstand im 
              Revolutionsjahr 1848 von den Österreichern niedergeschlagen. | 
           
           
             
                1848/49 
  | 
             
              Teilnahme slowakischer Freiwilliger an der Niederwerfung der Revolution 
              in Ungarn.  | 
           
           
            1848, 
                1867   | 
            Franz 
                Joseph I., Kaiser von Österreich (seit 1848) und 
                König von Ungarn (seit 1867), * Schönbrunn (heute zu 
                Wien) 18. 8. 1830, † Wien 21. 11. 1916, Neffe von Kaiser 
                Ferdinand I. von Österreich, 
                verheiratet am 24. 4. 1854 mit Elisabeth von Bayern, ab um 1889 
                enge Verbindung zur Schauspielerin Katharina Schratt (* 1855, 
                † 1940); trat am 2. 12. 1848 nach der Abdankung seines Onkels 
                die Regierung an (Annahme des Doppelnamens Franz Joseph). Unter 
                dem Eindruck der Märzrevolution von 1848 sah Franz Joseph 
                in der Wiederherstellung der Autorität der Zentralgewalt 
                sowie in der Sicherung von deren unbeschränkter Gewalt eine 
                seiner Hauptaufgaben. Beeinflusst von Franz Fürst zu Schwarzenberg, 
                widerrief er die oktroyierte Verfassung vom 4. 3. 1849 am 31. 
                12. 1851 (Silvesterpatent); sie wurde ersetzt durch das System 
                des neoabsolutistischen Zentrismus, das auch durch seine klerikale 
                Kirchenpolitik seit 1852 die monarchische Vormachtstellung betonte. 
                Das Festhalten an Tradiertem (u. a. Österreichs Vormachtstellung 
                in Mitteleuropa) sowie der von dynastischen Interessen eingeschränkte 
                staatsmännische Weitblick ließen Franz Joseph auf innen- 
                und außenpolitischen Problemstellungen nur langsam reagieren. 
                Österreichs internationale Isolierung im Krimkrieg 1853/54—56 
                sowie die Niederlage im Sardinisch-Französisch-Österreichischen 
                Krieg (Magenta und Solferino 1859) resultierten zum Teil aus seinen 
                persönlichen Fehleinschätzungen. Danach wandte sich 
                Franz Joseph stärker konstitutionellen Formen zu (föderatives 
                Oktoberdiplom vom 20. 10. 1860, liberalistisch-zentralistisches 
                Februarpatent vom 26. 2. 1861, Dezember-Verfassung vom 21. 12. 
                1867). Die Niederlage im Deutschen Krieg 
                1866 (Königgrätz, 3. 7.) erzwang eine Verständigung 
                mit Ungarn; auch unter dem Einfluss seiner Frau ließ er 
                den Österreichisch-Ungarischen 
                Ausgleich (1867) abschließen, der eine Realunion 
                von Österreich und Ungarn schuf. In der Folge orientierte 
                sich Franz Joseph an der zentralistischen Verfassung von 1861, 
                ohne allerdings die heftigen Nationalitätenkämpfe, besonders 
                ab 1893—97, überwinden zu können. Die von den 
                Thronfolgern, Kronprinz Rudolf beziehungsweise (ab 1896) Erzherzog 
                Franz Ferdinand, angestrebten Reformen lehnte er insgesamt 
                ab. Grundlagen seiner Außenpolitik waren (nach 1866) Zweibund 
                (1879) und Dreibund (1882), wobei er die wachsenden Spannungen 
                mit Russland wegen der Balkanfrage (1878/1908) nicht erkannte. 
                Seine Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse trug 
                mit zu der Krisenkonstellation bei, die schließlich den 
                Ersten Weltkrieg auslöste, wenn ihm auch kein entscheidender 
                Anteil am Kriegsausbruch (Julikrise 1914) zukam. — Die Epoche 
                von 1848 bis 1914—18 wird in Österreich auch als 'Franzisko-josephinische 
                Ära' bezeichnet.  
               
                Literatur: 
                Briefe Franz Josephs an seine Mutter, herausgegeben von F. Schnürer 
                (1930); 
                Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859—1898, 
                herausgegeben von G. Nostitz-Rienek (1966); 
                A. Novotny: Franz Joseph I. (1968) 
                A. Palmer: Franz Joseph I., Kaiser von Österreich und König 
                von Ungarn (aus dem Englischen 1995);  
                S. Beller: Franz Joseph. Eine Biographie (1997).  
                E. C. Corti und H. Sokol: Kaiser Franz Joseph (Graz).
  | 
           
           
            1850-1859 
                  | 
             
              Rückkehr zu absolutistischen Regierungsformen in Österreich. 
               | 
           
           
             
                1861 
  | 
            Februarpatent; 
              Boykott des Reichsrats in Wien durch die tschechische Politiker. 
               | 
           
           
            1866  | 
            Böhmen 
              wird Hauptkampfgebiet im Deutschen 
              Krieg. | 
           
           
            03.07.1866 
                  | 
            "Schlacht 
              von Königgrätz" Die preußischen Truppen besiegen 
              die österreischischen Truppen. | 
           
           
            23.08.1866  | 
            Österreich 
              muss der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmen. Unter Preußens 
              Führung wurde der Norddeutsche Bund begründet, der mit 
              den übrigen süddeutschen Staaten Schutz- und Trutzbündnisse 
              schloß. 
              Die Länder der böhmischen Krone waren vom frühen 
              Mittelalter bis zum Ende des Heiligen römischen Reiches deutscher 
              Nation im Jahre 1806 fester Bestandteil des Reiches. Die böhmischen 
              Könige hatte die Würde eines deutschen Kurfürsten. 
              Böhmen gehörte bis 1866 zum Deutschen Bund. Mit dem Ausschluß 
              der Östereichischen Lande aus dem Deutschen Bund und der bald 
              folgenden (kleindeutschen) Reichsgründung am 18. Januar 1871 
              wurden die alten Bande Böhmens zu Deutschland zerschlagen. | 
           
           
            1867 
                  | 
            Umwandlung 
              des Habsburgerreiches "Österreich" in die "Österreichisch-Ungarische 
              Doppelmonarchie", begrenzte politische Freiheiten.  | 
           
           
            1871 
                  | 
            Ablehnung 
              der böhmischen Autonomieforderungen durch die Wiener Regierung. 
               | 
           
           
            1878 
                  | 
            Gründung 
              der Tschechischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.  | 
           
           
            1880 
                  | 
            Deutsch 
              und Tschechisch werden als gleichberechtigte Amtssprachen grundsätzlich 
              anerkannt.  | 
           
           
            1883  | 
            Tschechische 
              Mehrheit im böhmischen Landtag | 
           
           
            1905 
                  | 
             
              Deutsch-tschechischer Ausgleich in Mähren.  | 
           
           
            |   1907 
                  | 
             
              Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten 
              Wahlrechts in den böhmischen Ländern. | 
           
           
             | 
            Franz 
              Ferdinand, Erzherzog, * Graz 18. 12. 1863, † (ermordet) 
              Sarajevo 28. 6. 1914, Sohn von Erzherzog Karl Ludwig, wurde nach 
              dem Tod des Kronprinzen Rudolf (1889) und seines Vaters (1896) Thronfolger. 
              Seit 1900 steigerte sich sein politischer Einfluss, besonders nachdem 
              er 1898 Stellvertreter des Kaisers im Obersten Kommando und 1913 
              Generalinspektor der Armee geworden war. In General F. Conrad von 
              Hötzendorf fand er einen sachlich kompetenten Berater, mit 
              dem er aber politisch v. a. in der Frage eines Präventivkriegs, 
              der für Franz Ferdinand das Ende der österreichischen 
              Monarchie bedeutete, nicht immer harmonierte. In anderen Zweigen 
              der Staatsverwaltung war sein Einfluss beschränkt, seine politischen 
              Ambitionen ließen aber den Sitz der Militärkanzlei zu 
              einer informellen Nebenregierung werden. Gestützt auf diesen 
              Belvederekreis trat Franz Ferdinand nachdrücklich für 
              die Erhaltung der Großmachtstellung der Monarchie ein ('Großösterreichische 
              Idee') und wandte sich gegen alle sprengenden Kräfte, besonders 
              gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen des magyarischen Adels. 
              Um dessen Herrschaft zu brechen und die ungarischen Nationalitäten 
              bei der Monarchie zu halten, dachte er an die Einführung des 
              allgemeinen Wahlrechts in Ungarn und an einen bundesstaatlichen 
              Umbau der Monarchie (Trialismus). In der auswärtigen Politik 
              war er ein Anhänger des Dreikaiserbündnisses. Er befürwortete, 
              allerdings mit manchen Schwankungen, eine friedliche Lösung 
              der südslawischen Frage. Franz Ferdinand war seit 1900 mit 
              Sophie Gräfin Chotek in morganatischer Ehe verheiratet. Seine 
              Ermordung durch serbische Nationalisten ('Schwarze Hand') war der 
              äußere Anlass zum Ersten Weltkrieg.  
               
              Literatur:  
              E. Franzel: Franz Ferdinand d'Este (Wien 1964);  
              M. Polatschek: Franz Ferdinand. Europas verlorene Hoffnung (Wien1989); 
               
              F. Weissensteiner: Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher (Neuausgabe 
              1994) | 
           
           
             
                1914-1918   | 
            Teilnahme 
              tschechischer und slowakischer Soldaten am Ersten Weltkrieg sowohl 
              in der österreichischen Armee als auch auf der Seite der Entente 
              (Frankreich, Italien, Rußland).  | 
           
           
            1914  | 
            Tomas 
              G. Masaryk emigriert nach Westeuropa. Gründung des Tschechischen 
              Nationalrats in Paris. | 
           
           
            1916  | 
            Karl 
                I., Kaiser von Österreich, als König von Ungarn 
                Karl IV., ungarisch Károly IV., * Persenbeug 
                (Niederösterreich) 17. 8. 1887, † Funchal (Madeira) 
                1. 4. 1922; Großneffe Kaiser Franz 
                Josephs I., seit 21. 10. 1911 mit Zita von Bourbon-Parma, 
                durch den Tod seines Onkels Franz Ferdinand (Sarajewo, 1914) Thronfolger, 
                bestieg am 21. 12. 1916 den Thron. Er erstrebte einen Verständigungsfrieden 
                und knüpfte im Frühjahr 1917 durch seinen Schwager, 
                den Prinzen Sixtus von Bourbon-Parma, geheime  
                Verhandlungen mit Frankreich an. Die daraus entstehende Zita von 
                Sixtus-Affäre erschütterte sein innenpolitisches Ansehen 
                und verschlechterte das Verhältnis zum Deutschen Reich. Unsicher 
                in der Nationalitätenfrage, wich Karl entscheidenden Reformen 
                aus.  
                Sein Völkermanifest vom 16. 10. 1918 zur föderativen 
                Umgestaltung der Monarchie, von der der ungarischen Reichsteil 
                jedoch ausgenommen war, kam zu spät und beschleunigte den 
                Zerfall des Staates. Am 11. 11. 1918 verzichtete er unter dem 
                Druck der Revolution auf die Ausübung der Regierung in Österreich, 
                am 13. 11. 1918 in Ungarn, ohne formell abzudanken. Nach zwei 
                vergeblichen Versuchen, die Monarchie in Ungarn wieder herzustellen 
                (März und Oktober 1921), wurde er von der Entente nach Madeira 
                verbannt. 
               | 
           
           
            1918 
                  | 
            Vertrag 
              von Pittsburgh über die Schaffung eines tschechoslowakischen 
              Staates am 30. Mai 1918. Masaryk proklamiert in Washington die Unabhängigkeit 
              der Tschechoslowakei am 18. Oktober, Ausrufung der Tschechoslowakischen 
              Republik (CSR) in Prag am 28. Oktober 1918, Proklamation 
              der Republik und Wahl Masaryks zum Staatspräsidenten am 14. 
              November 1918. Dr. Tomáš Garrigue Masaryk Staatspräsident 
              (bis 1935).  | 
           
           
            1918/19 
                  | 
            Besetzung 
              des Sudetenlandes durch tschechisches Militär (November/Dezember), 
              Zusammenstöße zwischen Deutschen und Tschechen im Sudetengebiet 
              (März/April), Kämpfe mit Truppen der ungarischen Räterepublik 
              (April/Mai).  
              Einverleibung der deutschen Gebiete in die neugegründete Republik 
              Tschechoslowakei. Kein Minderheitenschutz, keine Autonomie für 
              die Deutschen als zweitstärkste Volksgruppe. 
               | 
           
           
            10.09.1919  | 
            Friedensvertrag 
              von St. Germain. 
              Auf der Friedenskonferenz von St. Germain — die Vertreter 
              Österreich-Ungarns waren von den Verhandlungen ausgeschlossen 
              — überwand Dr. Benesch die Vorbehalte der Siegermächte, 
              insbesondere der USA und Großbritanniens, gegen die ethnische 
              Vielfalt der vorgesehenen Tschechoslowakischen Republik — 
              1919: 48,5 % Tschechen, 27, 5 % Deutsche, 14,9 % Slowaken, 6 % Ungarn, 
              Rutenen etc. — mit einer 9 punkte umfassenden offiziellen 
              Note vom vom 20. Mai 1919. In Ziffer 1 dieser Note hieß es: 
              Es ist die Absicht der tschechoslowakischen Regierung, bei der Organisation 
              das Staates als Grundlange der nationalen Rechte die in der verfassung 
              der schweizerischen Eidgenossenschaft zur durchführung gelangten 
              Grundsätze anzunehmen, d.h. aus der tschechoslowakischen Republik 
              eine Art von Schweiz zu machen, wobei sie natürlich die besonderen 
              Verhältnisse in Böhmen in Betracht zieht.” 
             | 
           
           
            29.02.1920 
                  | 
            Annahme 
              der endgültigen Verfassung in der Nationalversammlung (29. 
              Februar). Zentralistische Verfassung im Zeichen des Tschechoslowakismus. 
               | 
           
           
            1920/21 
                  | 
            Bündnisverträge 
              mit Jugoslawien und Rumänien ("Kleine Entente"). 
               | 
           
           
            1922/23 
                  | 
            Wirtschaftskrise. 
               | 
           
           
            1924 
                  | 
            Bündnisvertrag 
              mit Frankreich.  | 
           
           
             
                1925-1927 
  | 
            Konflikt 
              mit dem Vatikan.  | 
           
           
            1927 
                  | 
             
              Wiederwahl Masaryks.  | 
           
           
            1932-1935 
                  | 
            Wirtschaftskrise. | 
           
           
            1933  | 
             
              Selbstauflösung der DNSAP; Gründung der Sudetendeutschen 
              Heimatfront unter Führung von Konrad Henlein.  | 
           
           
            1934 
                  | 
             
              Diplomatische Anerkennung der Sowjetunion. Wiederwahl Masaryks. 
               | 
           
           
            1935 
                  | 
            Umwandlung 
              der Sudetendeutschen Heimatfront auf tschechischem Druck zur Sudetendeutschen 
              Partei (SdP). Defensivbündnis mit der Sowjetunion. Nachfolger 
              des zurückgetretenen Präsidenten Masaryk wird Edvard 
              Benes (bis 5. Okt. 1938). .  | 
           
           
            1938 
                  | 
            Anschluß 
              der bürgerlichen deutschen Parteien an die SdP (März), 
              Programm der SdP von Karlsbad (24. April), Mobilisierung der tschechischen 
              Armee (Mai). Münchner Abkommen (29. September), Abtretung der 
              von Deutschen besiedelten Grenzgebiete (deutscher Einmarsch 
              in das Sudetenland am 1. Okt.). Polen annektiert Teschen (2. Oktober). 
              Die 20-jährige tschechische Verwaltung über die sudetendeutschen 
              Gebiete wird beendet. | 
           
           
            1939 
                  | 
            Unabhängigkeitserklärung 
                der Slowakei (14. März), Hácha unterzeichnet in Berlin 
                den Vertrag über die Bildung des Protektorats Böhmen 
                und Mähren, Einmarsch deutscher Truppen in die 
                "Rest-Tschechei"(15. März); am Folgetag Errichtung 
                des Protektorats Böhmen und Mähren.  | 
           
           
            1940 
                  | 
            Anerkennung 
              der von Benes in London gebildeten Exilregierung durch Großbritannien. 
               | 
           
           
            1941 
                  | 
            Verurteilung 
              des Ministerpräsidenten der tschechischen Protektoratsregierung 
              General Alois Eliá wegen Hochverrats zum Tode (l. Oktober; 
              Hinrichtung 19. Juni 1942).  | 
           
           
            1942 
                  | 
            Attentat 
              auf den stellvertretenden Reichsprotektor Heydrich (27. Mai), Zerstörung 
              des Dorfes Lidice (10. Juni).  | 
           
           
            |   1943 
                  | 
            Freundschaftsvertrag 
              zwischen der tschechoslowakischen Exilstaatsführung unter 
              Beneš und der UdSSR (12. Dezember). | 
           
           
            1944 
                  | 
            Aufstand 
              in der Slowakei (August bis Oktober).  | 
           
           
            1945 
                  | 
            Besetzung 
              Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens durch Truppen der 
              USA und der Sowjetunion (April/Mai), Machtübernahme durch die 
              Regierung Fierlinger in Prag, Verstaatlichung der Wirtschaft.  | 
           
           
            1945-1947 
                  | 
            Vertreibung 
              von 3,5 Millionen Sudeten- und Karpatendeutschen.  | 
           
           
            1946 
                  | 
            Wahlen 
              zur verfassunggebenden Nationalversammlung (25. Mai), Bestätigung 
              Benes als Staatspräsident (19. Juni), Erste Parlamentswahlen 
              in der Nachkriegszeit: KP in Böhmen und Mähren stärkste 
              Kraft (40,2 % der Stimmen); Klement Gottwald (KP) Regierungschef 
              der Tschechoslowakei (3. Juli). | 
           
           
            1946 
                  | 
            In 
              München wird die Ackermann-Gemeinde gegründet. Ihre Mitglieder 
              sind Vertriebene, die in der Heimat in der katholischen Jugend-, 
              Volks- und Arbeiterbewegung tätig waren.  | 
           
           
            1947  | 
            Gründung 
              der Seliger-Gemeinde. Aufgabe: Wahrung und Mehrung des Vermächtnisses 
              der sudetendeutschen Arbeiterbewegung.  
              Gründung des Witiko-Bundes. Aufgabe: Dienst an der sudetendeutschen 
              Volksgruppe.  | 
           
           
            25.10.1947  | 
            Gründung 
              des Adalbert-Stifter-Vereins. Aufgabe: Betreuung der Kulturberufe 
              und Wahrung der kulturellen Güter der Sudetendeutschen.  | 
           
           
            29./30.11.1947  | 
            Gründung 
              des Arbeitsausschusses zur Wahrung sudetendeutscher Interessen als 
              zentrale außenpolitische Institution des Sudetendeutschtums. 
               | 
           
           
            |   1948  | 
            Bürgerliche 
              Minister verlassen Regierung (20. Febr.); Kabinettsneubildung (25. 
              Febr.) öffnet Weg zu 
              kommunistischer Dominanz (7.6.) Rücktritt von Beneš als 
              Staatspräsident; 
              Gottwald am 14. Juni dessen Nachfolger; Beneš stirbt am 3. 
              Sept. 
               | 
           
           
             
                30.11.1949
  | 
            Eichstätter 
              Erklärung. 17 sudetendeutsche Männer des öffentlichen 
              Lebens erklären die Grundsätze einer sudetendeutschen 
              Europa-Politik. Es wird auch die Herstellung eines tragbaren Verhältnisses 
              zwischen Deutschland und seinen westslawischen Nachbarn gefordert. 
               | 
           
           
            |   23.01.1950  | 
            Nach 
              einer Anordnung des Bundesinnenministeriums in Bonn ist für 
              die sudetendeutschen Gebiete die Bezeichnung Sudetenland zu gebrauchen. 
               | 
           
           
            24./25.1.1950  | 
            Gründung 
              der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL), nach dem bereits seit 
              dem 29.8.1947 ein bayerischer Landesverband bestanden hatte, an 
              dessen Spitze Dr. Rudolf Lodgman von Auen stand. Als Sprecher der 
              SL wirkt Lodgman bis 1959. Von 1952-1954 leitet er auch den Verband 
              der ostdeutschen Landsmannschaften. In der Detmolder Erklärung 
              der SL wurde 1950 das "Grundgesetz" der SL verkündet. 
               | 
           
           
            14.07.1950  | 
            Der 
              Deutsche Bundestag nimmt Stellung zum Prager Abkommen zwischen der 
              ÖSR und der DDR. In diesem Zusammenhang wird auch von den "in 
              die Obhut der Deutschen Bundesrepublik gegebenen Deutschen aus der 
              Tschechoslowakei" gesprochen (Obhutserklärung).  | 
           
           
            04.08.1950  | 
            Wiesbadener 
              Abkommen zwischen dem Tschechischen Nationalausschuß (General 
              Lev Prchala) und der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher 
              Interessen (Lodgman von Auen). Auf diesem Abkommen beruht die Gründung 
              des Sudetendeutsch-Tschechischen Föderativausschusses am 15.12.1951. 
               | 
           
           
            05.08.1950  | 
            Charta 
              der deutschen Heimatvertriebenen. Sie erklärt den Verzicht 
              auf Rache und Vergeltung, fordert das Selbstbestimmungsrecht als 
              eines der Grundrechte der Menschheit und bekundet den Willen zur 
              friedlichen Errichtung eines freien und geeinten Europa.  | 
           
           
            Oktober 
                1950  | 
            Behandlung 
              der Sudetendeutschen Frage auf der Weltkonferenz für moralische 
              Aufrüstung in Caux.  | 
           
           
            04.11.1950  | 
            Unterzeichnung 
              der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte 
              und Grundfreiheiten.  
              Konstituierung der Historischen Kommission der Sudetenländer 
              und des Collegium Carolinum.  | 
           
           
            1952 
                  | 
            Die 
              "Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen" werden 
              an die "Kommission für Menschenrechte" bei der UNO 
              übersandt.  | 
           
           
            1953 
                  | 
            Tod 
              Gottwalds; Antonín Zapotocký am 21. März. Staatsoberhaupt, 
              nach dessen Tod (13. Nov. 
              1957) Antonín Novotný (KP-Chef als Nachfolger Gottwalds 
              seit 1953) | 
           
           
            1953 
                  | 
            Gründung 
              der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich.  | 
           
           
            |   28.01.1954  | 
            Die 
              Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen stellt 
              fest: Bei der Austreibung der Sudetendeutschen sind über 300000 
              Personen umgekommen. Es leben noch etwa 3 Millionen Sudetendeutsche, 
              davon 1,9 Millionen in der Bundesrepublik Deutschland.  | 
           
           
            05.06.1954  | 
            Bayern 
              übernimmt die Schirmherrschaft über die sudetendeutsche 
              Volksgruppe. Die Sudetendeutschen werden als der vierte Stamm Bayerns 
              bezeichnet.  | 
           
           
             
                1955   | 
             
              Gründung des Sudetendeutschen Archivs in München.  | 
           
           
            1958 
                  | 
            Die 
              Sudetendeutsche Landsmannschaft stiftet den Europäischen Karlspreis. 
               | 
           
           
            11.07.1960  | 
            Neue 
              Verfassung macht das Land zur Tschechoslowakischen Sozialistischen 
              Republik (CSSR) | 
           
           
            |   23.1.1961  | 
            In 
              der Bergneustädter Erklärung der SPD zur Sudetenfrage 
              wird festgestellt: Die Vertreibung war widerrechtlich; es ist Wiedergutmachung 
              zu leisten. Das Recht auf die Heimat und der Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts 
              der Völker müssen verwirklicht werden. Die Entnationalisierung 
              der heute noch in der SSR zurückgehaltenen Deutschen widerspricht 
              den Grundsätzen eines Volksgruppenrechts.  | 
           
           
            1968  | 
            Dr. 
              Alexander Dubcek wird KP-Chef (5.1.); Reformbewegung "Prager 
              Frühling" (Aktionsprogramm der KP vom 5. April); General 
              Ludvík Svoboda wird Staatspräsident (22.3.); Einmarsch 
              von Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten (außer Rumänien) 
              zur Zerschlagung des Reformprozesses (20./21.8.); Letzte nichtsowjetische 
              Truppen verlassen die CSSR (12.11.); ca. 70.000 Sowjetsoldaten bleiben 
              im Land. | 
           
           
            |   1969  | 
            CSSR 
              wird Föderation aus der Tschechischen und der Slowakischen 
              Sozialistischen Republik (1.1.); Dr. Gustáv Husák 
              wird KP-Chef (17.4.) | 
           
           
            |   27.7.1970  | 
            Mit 
              Gesetz des Freistaates Bayern wird die Sudetendeutsche Stiftung 
              als Stiftung des öffentlichen Rechts errichtet. Vorsitzender 
              ist der bayerische Ministerpräsident Dr. Strauß, sein 
              Stellvertreter ist Staatsminister Dr. Hillermaier, Vorsitzender 
              des Vorstands ist Dr. Wittmann MdB. Zweck der Stiftung: Pflege des 
              sudetendeutschen Kulturgutes, Unterstützung der bayerischen 
              Staatsregierung bei der Ausübung der Schirmherrschaft über 
              die sudetendeutsche Volksgruppe, die zur Verfügung stehenden 
              Vermögensgegenstände zu nutzen und zu verwalten, Einrichtungen 
              mit Beziehung zur sudetendeutschen Volksgruppe zu betreuen.  | 
           
           
            |   14.7. 
                1973  | 
            Rechtsverwahrung 
              des Sudetendeutschen Rates zum paraphierten Vertrag über die 
              gegenseitigem Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland 
              und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik.  | 
           
           
             
                12.12.1973  | 
            Vertrag 
              über die Normalisierung der Beziehungen zur Bundesrepublik 
              Deutschland; Aufnahme diplomatischer Beziehungen | 
           
           
             
                24.3.1974  | 
            Beschluß 
              der bayerischen Staatsregierung über die Errichtung eines Sudetendeutschen 
              Zentrums durch die Sudetendeutsche Stiftung. Es soll für die 
              Sudetendeutschen, die Gemeinschaft des vierten bayerischen Stammes, 
              ein Stück Heimat sein und dazu beitragen, die Identität 
              der Sudetendeutschen auch für künftige Generationen zu 
              erhalten.  | 
           
           
             
                1975   | 
            Husák 
              wird Staatspräsident | 
           
           
            01.01.1977  | 
            Gründung 
              der Oppositionsgruppe Charta 77 (u. a. Teilnahme des Dramatikers 
              Václav Havel; er und weitere Charta-Vertreter erhalten am 
              23. Okt. 1979 mehrjährige Haftstrafen) | 
           
           
            1979 
                  | 
            Die 
              Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste tritt 
              in Regensburg an die Öffentlichkeit.  | 
           
           
             
                17.12.1987  | 
            Miloš 
              Jakeš wird KP-Chef (bis 24. Nov. 1989) | 
           
           
            | 1989 | 
            (21.2.) 
              Prozess gegen Havel und acht Mitangeklagte; Havel erhält neun 
              (später acht) Monate Haft (vorzeitige Freilassung am 17. Mai). 
              (30.9.) Beginn der Ausreise tausender DDR-Bürger, die in der 
              bundesdeutschen Botschaft in Prag Zuflucht gesucht hatten 
              (17.11.) Polizeieinsatz gegen Demonstration in Prag (50.000 Teilnehmer) 
              löst tagelange 
              Massenproteste im ganzen Land aus 
              (19.11.) Bildung des Bürgerforums (OF) unter Leitung Havels 
              (29.11.) Tschechoslowakisches Parlament streicht Führungsanspruch 
              der KP aus der Verfassung 
              (1.12.) KP distanziert sich von der militärischen Intervention 
              1968 
              (10.12.) Neues Kabinett unter Marián Calfa (KP-Austritt am 
              18. Jan. 1990 bestätigt); Kommunisten erstmals seit 40 Jahren 
              in der Minderheit; Staatspräsident Husák tritt zurück 
              (29.12.) Havel vom tschechoslowakischen Parlament als erster Nichtkommunist 
              seit 1948 zum 
              Staatspräsidenten gewählt | 
           
           
            1990  | 
            (2.1.) 
              Havel besucht beide deutsche Staaten 
              (15.1.) Verhandlungen über sowjetischen Truppenabzug aus der 
              Tschechoslowakei beginnen 
              (30.1.) KP verliert nach 41 Jahren Sitzmehrheit im tschechoslowakischen 
              Parlament 
              (6.2.) Dr. Petr Pithart (OF) tschechischer Regierungschef 
              (29.3.) Umbenennung der CSSR in Tschechoslowakische Föderative 
              Republik (CSFR), am 29. April in Tschechische und Slowakische Föderative 
              Republik (Abkürzung jeweils CSFR); der 
              tschechische Landesteil nennt sich schon seit Monatsanfang Tschechische 
              Republik 
              (21.4.) Papst Johannes Paul II. besucht als erstes Oberhaupt der 
              römisch-katholischen Kirche die Tschechoslowakei; nach Polen 
              ist es das zweite Land im ehem. Ostblock, das er besucht (erneute 
              Visiten 1995 und 1997) 
              (29.5.) Grenzzaun zur Bundesrepublik Deutschland ist abgebaut; ab 
              1. Juli pass- und visumfreier 
              Personenverkehr 
              (8./9.6.) Pluralistische Parlamentswahlen auf der Ebene des Gesamtstaates 
              und der Teilrepubliken; das OF erhält bei den tschechischen 
              Wahlen 49,5 % der Stimmen und 127 von 200 Sitzen; Wahlbeteiligung 
              landesweit bei 96 % (5.7.) Wiederwahl von Staatspräsident Havel 
              durch das tschechoslowakische Parlament für zwei Jahre | 
           
           
            1993  | 
            (1.1.) 
              Auflösung der Tschechoslowakei in Kraft; Tschechische Republik 
              und Slowakei sind nun 
              unabhängige Staaten 
              (26.1.) Havel vom tschechischen Parlament zum Staatspräsidenten 
              gewählt; Amtsantritt: 2. 
              Febr. 
              (8.2.) Tschechisch-slowakische Währungsunion aufgelöst 
              (22.7.) Staatspräsident Havel unterzeichnet Gesetz über 
              "Unrechtmäßigkeit des Kommunismus", das die 
              Regierungsweise in der Zeit 1948-1989 als "verbrecherisch und 
              illegitim" einstuft | 
           
           
            21.01.1997  | 
            Deutsch-Tschechische 
              Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren 
              künftige Entwicklung | 
           
           
            29.02.2004  | 
            Entschließung 
              der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft zum Beitritt 
              der Tschechischen Republik zur Europäischen Union und zu der 
              europäischen Rechts- und Wertegemeinschaft | 
           
           
            01.05.2004  | 
            Tschechien 
              ist zusammen mit neun weiteren Ländern neues EU-Mitglied | 
           
           
            24.08.2005 
                  | 
            Prag 
              entschuldigt sich bei deutschen Antifaschisten  
               60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich 
                Tschechien erstmals bei der deutschen Minderheit für die 
                bisher ausgebliebene Würdigung ihrer Widerstandskämpfer 
                entschuldigt. Zu dieser humanitären Geste sei Prag auch durch 
                die versöhnliche Außenpolitik der rot-grünen Bundesregierung 
                ermutigt worden, dagte Außenminister Cyril Svoboda. Die 
                Ehrung der damaligen Antifaschisten in einer offiziellen Regierungserklärung 
                sei ein Zeichen, dass Tschechien zur Selbstreflexion fähig 
                sei. Viele der meist sudetendeutschen Widerstandskämpfer 
                hatten die Tschechoslowakei später wegen der allgemein deutschfeindlichen 
                Atmosphäre verlassen. Um heute nicht neue Ungerechtigkeiten 
                zu schaffen, habe man auf individuelle Entschädigungszahlungen 
                an Deutsche verzichtet, sagte Ministerpräsident Jiri Paroubek. 
                Die Regierung stelle aber eine Million Euro für die Dokumentation 
                von Einzelschicksalen zur Verfügung. Die Entschuldigung sei 
                keine Neubewertung der Nachkriegsergebnisse, unterstrich Paroubek. 
                Das gelte insbesondere für die umstrittenen Benes-Dekrete. 
              Nach 1945 wurden nach dem Prinzip der Kollektivschuld 
                alle Sudetendeutschen, auch Sozialdemokraten und Kommunisten, 
                vertrieben. Auch jene Antifaschisten, die in der Tschechoslowakei 
                bleiben durften, wurden auf Grundlage der Benesˇ-Dekrete 
                diskriminiert. 
                 
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